Do

23

Nov

2017

Next try

 

2015 habe ich versucht, Feuerland zu erreichen. Ich bin nach Toronto geflogen, Freunde zu besuchen, mit dem Ziel, von Alaska aus die Südspitze Südamerikas zu erreichen, den gesamten amerikanischen Kontinent von Nord nach Süd zu durchqueren. Die Zeit bei meinen Freunden war eine wunderschöne Erfahrung, die Durchquerung des Landes ein unglaubliches Erlebnis, das Verfolgen des Alaska Highway und Alaska selbst einfach unvergesslich. Ich habe im Yukon mit Indianern gelebt, in Seward mit Fischottern gefrühstückt, mich im kanadischen Hinterland als Blaubeerpflückter verdingt, eine Armeslänge entfernt neben wilden Bisons gestanden. Alles was danach kam allerdings, war ebenso unvergesslich und hat mir meine damaligen Pläne nachhaltig verhindert.

 

Verhindert heißt aber nicht zerstört und ebenso wie ich meine unfreiwillige Zeit in Kanada vergessen habe (oder, um im Positiven zu bleiben, meine vorherige Zeit in Nordamerika vergessen werde), habe ich meine Pläne vergessen, Feuerland zu sehen. Meine mich bisher durch drei Kontinente führende Reise kann mich gar nicht genug gelehrt haben für das, was mich bei der Durchquerung des gesamten amerikanischen Kontinents, eine Reise durch mehrere Klimazonen, diverse Kulturen und so vieles mehr erwarten wird, aber die Erfahrungen, die ich jetzt habe, habe ich auch erst dadurch, dass ich sie gemacht habe. In Vertrauen auf mich, meine Ausrüstung, mein Wissen und meine Erfahrung und, sollten alle Stricke reißen, auf die Menschen, die mir hier in jedweder Situation den Rücken stärken und zur Seite stehen, wie sie es bisher in jeder noch so schlimmen Lage getan haben, langer Reden kurzer Sinn:

 

Ich fliege nach New York. Ich fliege nach New York, die Staaten zu bereisen, in Mexiko das alte Tenochtitlan zu sehen, Machu Piccu zu erklimmen und alles dazwischen und was danach noch kommt, bis hinab nach Feuerland. Mein alter Plan steht nach wie vor und ich schicke mich wieder an, ihn auf ein Neues umzusetzen.

 

 

 

 

 

Und an so ziemlich jeden, der das liest, da mir diese Frage von so ziemlich jedem, der es weiß, bisher gestellt wurde: Ja, ich darf da wieder einreisen...

 

 

 

Amerika, ich komme

 

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Sa

23

Sep

2017

Zurück

 

Ich bin Zuhause. Ein längerer Fußmarsch von einem Vorort Pompejis zur Autobahn, eine Nacht im Zelt auf der Autobahnraststätte Pompejis und einer weiteren unterwegs in irgendeinem Auto während der Fahrt über die italienische Autobahn, ging es steil quer durch Italien und die Schweiz.

 

Als Proviant für Apice hatten wir unter anderem Früchte dabei und eine dieser mein Frühstück am Tag des Aufbruchs aus Apice darstellenden Früchte scheint ihre bestens Tage bereits hinter sich gehabt zu haben. Selten im Leben habe ich mich derart schlecht gefühlt, wie in dem Moment, als ich mich im Bus darauf konzentriert habe, weder in den Gang zu brechen, noch im selbigen höchstselbst zusammenzubrechen, während ich auf die Tür zugewankt bin. Da ich in diesem Moment anderes im Kopf gehabt habe, vorwiegend mir nichts unerwünschtes nochmals durch diesen gehen zu lassen, hatte ich Andrea gebeten, sich um meine Sachen zu kümmern. Diesen einen Moment meiner wirklich sehr unschön erzwungenen Unaufmerksamkeit hat irgendein gottverdammtes Arschloch genutzt, mir meinen Hut zu klauen.

 

Selten im Leben war mir so schlecht gewesen, nie im Leben hat sich meine Gesichtsfarbe so schnell von kalkweiß zu tiefstrot geändert. Da wir unplanmäßig aussteigen mussten, hat es gedauert, den Bus an seiner Endstation ausfindig zu machen, um den Busfahrer zu fragen, ob er etwas gesehen hat oder ob es Kameras gibt, aber weder das noch eine Frage bei der Zentrale, in der Station selbst und bei Gott und der Welt hat irgendetwas gebracht oder konnte irgendetwas daran ändern, dass dieser zur abgrundtiefsten Hölle zu fahrender Dieb entkommen ist. Mit meinem Hut.

 

 

 

Mein Scala wird seit Jahren nicht mehr hergestellt, ich werde folglich alles menschenmögliche versuchen müssen, irgendwo noch ein Exemplar finden zu können, um zumindest dasselbe Modell wieder zu haben.

 

Do

21

Sep

2017

Willkommen in der Geisterstadt

 

Ich hatte zwar vor, die gesamte Strecke zu trampen, Andrea hat allerdings darauf bestanden, bis Benevento den Überlandbus zu nehmen. Den überhaupt zu finden, war schon ein Abenteuer für sich, da wir zwar sehr schnell in Neapel waren, dort aber offensichtlich niemand eine Ahnung hatte, wo die Fernbusse abfahren. Vom Hauptbahnhof jedenfalls nicht, was Andrea zuerst dachte, aber nach einer halben Stunde munteren Rätselratens, wen man denn noch fragen könnte, hatten wir dann doch schließlich den richtigen Weg erfahren. In Benevento haben wir nochmals Proviant aufgenommen und da Straßenschilder nicht so Sache der Italiener sind, ging es der Himmelsrichtung nach, dem Stand der Sonne folgend, Apice entgegen, mal trampend, mal fußläufig. Vom neuen Apice aus, bis dahin war es der einfache Teil, mussten wir dann wiederum den Weg zur alten Stadt finden und dort endlich angekommen, einen Eingang in die Geisterstadt.

 

Im alten Apice gibt es am äußersten Stadtrand noch einige bewohnte Gebäude, das alte Schloss, ein paar Cafés, ein Hotel und eine Pizzeria. Andreas Idee, einen uneinsehbaren Straßenzug zu suchen, um dort über die Zäune zu klettern, hatte zwar durchaus etwas für sich, wenn man den darauf steht, unnötigerweise über fast drei Meter hohe Zäune zu klettern, aber ich konnte ihn dann doch überzeugen, mir durch eines der alten Häuser zu folgen, um auf der anderen Seite wieder aufzutauchen.

 

Ähnlich wie in Pompeji, der antiken Stadt, betritt man das alte Apice am äußeren Stadtrand, auch hier aber ohne anfangs zu bemerken, dass es nur der StadtRAND ist, nicht bereits die ganze Stadt. Um Apice nämlich wirklich zu betreten, muss man erst seinen Weg finden vorbei an teilzerstörten Gebäuden und durch überwucherte Gassen. Der Dschungel der Großstadt ist ein Witz gegen den echten Dschungel von Apice. Hat man das aber geschafft, erschließt sich einem ein mittelalterliches Dorf Mittelitaliens in seiner ganzen Pracht und zeitgleich eine seit Jahrzehnten verlassene Geisterstadt. Neben dem reinen Sehenswerten, das sich einem dort zeigt, bietet der Umstand, dass es sich eben um eine Geisterstadt handelt, noch ganz andere Vorteile, allemal dann, wenn man zu zweit ist. Beim „Dachziegelzielwurf“ stand es am Ende unentschieden, „Schornsteineinwurf“ habe ich gewonnen, „Löcher erweitern“ Andrea, um nur einige der spontan ersonnen Disziplinen der ebenso spontan ausgetragenen Geisterstadtolympiade zu nennen. Das Siegermahl war Pizza, im Sinne des Olympischen Gedanken gab es die natürlich für uns beide alle Teilnehmer, und den Abend ausklingen lassen haben wir über den Dächern des alten Apice, irgendwo im Herzen der Geisterstadt.

 

 

 

Da das Schloss am Stadtrand, im schmalen, noch bewohnten Streifen der alten Stadt, für Touristen zu besichtigen ist, kostenlos noch obendrein, haben wir uns das natürlich nicht entgehen lassen, was belohnt wurde mit einem fabelhaften Rundumblick vom Bergfried über das gesamte Land ringsum. Da sich Andrea für das Trampen an sich nicht wirklich erwärmen konnte, ging es trampend nur zurück bis nach Benevento, um dort dann wieder den Bus nach Neapel zu nehmen.

 

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Di

19

Sep

2017

Das Land, wo die Zitronen blühen

 

Wie schon Goethe gesagt hat. Während man davon im Norden Italien quasi gar nichts sieht, gibt es in Sorrento einen regelrechten Kult um Zitronen. Ob dies lediglich gilt, um Touristen zu begeistern, sei dahingestellt. Die Stadt selbst ist allerdings sehr sehenswert und von Pompeji aus sehr gut zu erreichen. Selbiges gilt für Neapel, wohin mich Andrea am folgenden Tag entführt hat. Auch wenn er nicht das Wissen eines Stadtführers hat zu den Plätzen und Gebäuden, die schönsten Stellen kennt er trotzdem allemal.

 

Ich habe ihm aber das Wissen um einen der Orte in der weiteren Umgebung voraus. Vor einigen Jahren inzwischen kam bei Galileo ein Beitrag, dem ich seit damals unbedingt folgen wollte. Diesmal nicht zur besten Pizza Europas, das hatte mich damals ja nach Carrara geführt, sondern zu einer der Geisterstädte Europas, Apice. Nachdem die mittelalterliche Stadt vor Jahren, 1980 genauer gesagt, nach einem Erdbeben verlasen und aufgegeben wurde, wurde Apice neu errichtet, luftlinie zehn Kilometer entfernt. Die alte Stadt liegt seit dem verlassen und wartet seit 20 Jahren quasi nur darauf, von mir betreten zu werden. Da Andrea mit Abenteuern dieser Art bisher gar keine Erfahrung hat, war er sofort Feuer und Flamme für den Plan, Apice zusammen zu erreichen, sodass wir morgen früh abreisen werden, die Geisterstadt neu zu entdecken.

 

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Sa

16

Sep

2017

Pompeji

 

Denkt man an Italien, hat man vermutlich zuallererst Rom im Kopf, dann die Toskana vermutlich und andere größere Städte. Wenn es auch also nicht so populär ist, wie viele andere Stätten hier, wird trotzdem so gut wie jedem ein Bild zu Pompeji einfallen, der Stadt, der der Vesuvausbruch im Jahre 79 zum Verhängnis wurde und trotzdem gerade deshalb auf ewig bekannt sein wird. Selbst Auftritte im LTB (Lustiges Taschenbuch für Laien, also Donald Duck) gab es, Farin Urlaub soll sein Lied „Bewegungslos“ aus Inspiration vom Anblick eines versteinerten Paares in dieser Stadt geschrieben haben.

 

Während die Stadt selbst, Pompeji ist wesentlich mehr als lediglich das historische Pompeji, das heutzutage eine archäologische Ausgrabungsstätte ist, wie jede andere Stadt auch, jedem frei steht zum Erkunden, kostet die Besichtigung des Pompejis, das man als Nicht-Italiener als einziges Pompeji kennt und meint, wenn man über diesen Ort spricht, Eintritt. Da ich aber nicht ich wäre, wenn ich diesen Eintritt tatsächlich zahlen würde, habe ich mich etwas umgesehen und durfte mich einer deutschen Reisegruppe anschließen, um die Stätte zu betreten. Et voilà, Pompeji steht mir offen.

 

Zu Pompeji gibt es mehrere Eingänge. Ich habe den Haupteingang genommen, nahe des Amphitheaters. Da nicht nur die antike Stadt umschlossen ist, sondern auch ein kleiner Teil des alten Umlands mit zum Areal gehört, schreitet man zuerst durch eine recht offene Landschaft mit ein paar kleinere Bauten, bevor man zum Theater und einer großen Villa kommt. Dahinter schließt sich ein Weingut an (neu angelegt, aber die historische Rebe aus Zeiten der Römer) und einige Häuser. Alles sehr schön und sehr nett, aber dafür, dass ich eine richtige Stadt erwartet habe, doch sehr klein. Wenn man nicht weiß, dass der Haupteingang am (ehemaligen) äußersten Stadtrand liegt und man um selbst diesen zu erreichen schon einiges an Weg zurücklegen muss, erscheint die vermeintlich geringe Größe des Areals also durchaus erstmal enttäuschend. Wenn man dann aber doch endlich den Weg in die Stadt selbst gefunden hat... Ich fasse die Größe Pompejis mal so zusammen: ich bin morgens als einer der ersten hinein, abends als einer der letzten gegangen, war den ganzen Tag nonstop unterwegs und bin trotzdem nicht sicher, ob ich jetzt doch alles gesehen habe.

 

Von manchen der Häuser sind nicht mehr als ein paar Steine übrig, manche sind noch nahezu vollständig und die ganzen Stadt ist erhalten. Marktplatz, Geschäfte, Villen, Therme, Tempel und alles, was dazu gehört, selbst antike Graffiti und inklusive Friedhof am Stadtrand. Gut integriert sind die verschiedenen Ausstellungen, allesamt mehrsprachig, und dank der gelegentlichen Wegweiser findet man sich grundsätzlich wunderbar zurecht. Mehr oder weniger zufällig bin ich sogar hinter den Kulissen gelandet. Man darf sich in Pompeji grundsätzlich sehr frei bewegen und nur wenig ist abgesperrt. Folgt man einem der kleineren Wege (und klettert vielleicht ein kleines bisschen), findet man sich an einer Stelle dann aber plötzlich in einem der ansonsten abgesperrten Areale wider. Es sieht dort nicht anders aus als an den anderen Orten, ich weiß also nicht, warum genau es abgesperrt ist, aber so ganz grundsätzlich ist es schon nett, wo zu sein, wo sonst eigentlich niemand hinkommt.

 

Wofür Pompeji bekannt ist und was man auch wirklich sehen sollte, wenn man dort ist, sind die versteinerten Menschen. 79 von Vulkanasche bedeckt und in der Pose festgehalten, Menschen jeden Alters und selbst Haustiere wie Hunde. Viel zu sagen über etwas, zu dem schon sehr viele was gesagt haben, gibt es nicht mehr, ich verweise aber hier, wie zu ganz Pompeji, gerne auf die Bilder, die viel der alten Römerstadt zeigen.

 

 

 

Nachdem Pompeji, die Ausgrabungsstätte, geschlossen hat, bin ich durch Pompeji, die heutige Stadt, flaniert, habe zu Abend gegessen und mir überlegt, wo ich die heutige Nacht verbringen könnte. Am Park beim Marktplatz habe ich am Morgen bereits Bekanntschaft mit den hiesigen Carabinieri gemacht – ich musste den Campingplatz sehr früh verlassen, noch bevor die Archäologische Zone öffnet, weshalb ich meine Hängematte dort aufgespannt und recht bald darauf von zwei netten Polizisten kontrolliert und darauf hingewiesen wurde, dass Hängematten dort nicht erlaubt sind –, ich wusste also, dass der Park mir nicht weiterhelfen würde, weshalb ich mein altbewährtes Schild herausgeholt und gewartet habe. Nicht allzu lange allerdings, da ich ziemlich schnell von einigen Studenten angesprochen wurde und Andrea mich zu sich eingeladen hat. Da mir seine Eltern sogar extra einen Zettel mit den Namen der Familie gegeben haben, damit ich bloß niemanden zu erwähnen vergesse, ich habe den Abend also mit seinem Vater Salvatore, seiner Mutter Teresa, seinen beiden Brüdern Paride und Catello – sein anderer Bruder Enea weilt gerade in Mailand – und ihm verbracht und erwarte gespannt den mir für morgen sofort versprochenen Ausflug nach Sorrento.

 

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Fr

15

Sep

2017

Trampen in Italien – Schlimmer geht es immer

 

Die reine Fahrtzeit von Oberreinach bis Pompeji beträgt etwas mehr als zehn Stunden. Gebraucht habe ich knappe sage und schreibe vier Tage, inklusive einer Odyssee quer durch Italien.

 

Von meiner bewährten Raststätte Neuenkirch bei Luzern hat es mich zuerst, bevor ich es überhaupt über die Landesgrenze geschafft habe, ins Tessin verschlagen, den italienischen Teil der Schweiz. Eine ganz nette Strecke zwar, nur meinte es wieder mal jemand zu gut mit mir und wollte mich noch eine Tankstelle weiter bringen, als ich es für richtig gehalten hatte und ich saß, mal wieder, in irgendeiner Stadt fest. Grandios war, dass die Autobahnauffahrt dort momentan eine riesige Baustelle ist und die für mich einzige Möglichkeit, mich mit meinem Schild irgendwo hinzustellen, der vorgelagerte Kreisel war, auf dem man, selbstverständlich, quasi nicht anhalten konnte, ohne selbigen zu blockieren. Nach ein paar schönen Stunden zwischen Straßenlärm und Baustelle hat mich einer der Bauarbeiter mitgenommen, der nach dem Schichtwechsel bereits wusste, dass ich dort stand und darauf vorbereitet war, nicht erst im Kreisel anzuhalten. Da er aber die Baustelle meiden wollte, ging es zwar nach Italien, nur nicht auf die Autobahn. Über Landstraßen und kleine Dörfer habe ich es so dann also immerhin über die Landesgrenze geschafft und in irgendeinem der Dörfer hinter der Grenze hat mich dann jemand aufgelesen, der mich wieder auf die Autobahn gebracht hat, sodass ich dann recht bald vor Mailand stranden konnte.

 

Die Mailänder Autobahnraststätte, ich habe es inzwischen vermutlich mehrfach erwähnt, ist so eine Hassliebe von mir. Während der östliche Teil ein Paradies für Tramper ist, nirgends ist es einfacher, zurück in die Schweiz zu kommen, entspringt der Teil im Westen definitiv irgendeinem finstersten Alptraum. Nirgends bin ich öfter gestrandet, nirgends musste ich länger warten, nirgends kommt man schlechter weg bei einem eigentlich so guten Anschluss an das ganze Land. Nichts konkret mit dieser Raststätte, dafür umso mehr mit dem Mailänder Ring zu tun hat mein nach wie vor persönlicher Alptraum, die Rückreise aus San Marino, dessen Erwachen dafür aber quasi meine finale Ankunft auf der östlichen Seite war. Da ich hier aber keine Geschichtsstunde eröffnen will, zurück in die Gegenwart, meiner diesmaligen Ankunft im Westen und meiner vergeblichen Mühe, nach Bologna zu gelangen. Habe ich vormals vergeblich versucht, eine direkte Passage nach Venedig zu finden, um schlussendlich gezwungenermaßen den Umweg gen Bologna zu nehmen, hätte ich hier jetzt alleine in der ersten Stunde drei Autos, die mich nach Venedig hätten bringen können, in den folgenden Stunden noch mehr, aber den gesamten Nachmittag habe ich vergeblich versucht, jemanden auch nur in die Richtung von Bologna zu finden. Schlussendlich sah ich mich dann gezwungen, wieder einmal einen Umweg zu nehmen, dieses Mal den Richtung Venedig. Meine Idee wäre gewesen, von der E70 kurz hinter Padua nach Süden abzufahren, um dann von Norden aus nach Bologna zu gelangen. So gut die Idee, so schwierig die Umsetzung, da ich zwar recht schnell jemanden gefunden habe, der mich zur letzten Raststätte vor der Abzweigung bringen konnte, ich dort dann aber bis um Mitternacht zum Verrecken niemanden fand, der mich hätte mitnehmen können. Meinen im Laufe des Abends gefassten Entschluss, dann also Richtung Triest zu fahren, um über eine der in Italien glücklicherweise üblichen Brücken bzw. Unterführungen auf die andere Seite zu laufen und so zumindest auf die Autobahn nach Bologna zu kommen, konnte ich dann allerdings mangels irgendeines Fahrzeugs, dass sich noch zu mir verirrt hätte, nicht umsetzen, bis um kurz nach zwölf doch noch ein Auto kam. Mit Kennzeichen aus Luzern.

 

Cid ist 19, KFZ-Mechaniker und spontan unterwegs nach Kroatien, um seine Mutter und seinen Stiefvater aus dem Urlaub abzuholen. Beide waren dort mit ihren Motorrädern unterwegs, allerdings ist das eine irgendwann aus dem Leim gegangen und zu guter Letzt sein Stiefvater, der mit Grippe nun flachliegt und auf zwei Rädern dort nicht mehr wegkommt. Cid musste sich also einen Wagen leihen, der groß genug ist, ein Motorrad aufzunehmen, und mal eben die 800 km nach Kroatien fahren. Um ihm die lange Fahrt zumindest etwas zu verkürzen, bin ich deshalb nicht nur zur nächsten Raststätte mitgekommen, sondern gleich bis zur slowenischen Grenze, um ihm zumindest etwas Unterhaltung bieten zu können.

 

 

 

Neuer Tag, neues Glück. Ich war irgendwo hinter Triest und wollte möglichst bald in Pompeji aufschlagen. Nach einem sehr zäh verlaufenden Morgen ging es via LKW zuerst zurück Richtung Venedig, mit dem Auto dann noch bis kurz vor die Stadt, dann war für die nächsten paar Stunden aber Schluss. Das übliche Problem vor größeren Städten ist, dass man jemanden finden muss, der über diese Stadt hinaus fährt, was vor Venedig leider nicht anders ist als überall sonst. Irgendwann ging es mit einigen Österreichern dann aber doch weiter, die sich unterwegs nach Lido delle Nazione anscheinend trotz Navi irgendwie verfranzt hatten und mich bis Ferrara mitnehmen wollten. Bis sie dann aber gemerkt haben, sie haben sich doch nicht verfranzt und ich mich plötzlich auf irgendeiner Landstraße an der Adria wiedergefunden habe, weitab von jeglicher Autobahn oder auch nur größeren Straße. Bis zu einer Querverbindung nach Ferrara bin ich dann noch im Auto geblieben, sodass wenigstens die Möglichkeit bestünde, dass ich jemanden finde, der mich mitnehmen könnte, aber rein vom Verkehrsaufkommen hat es erstmal nach einem 50km-Marsch ausgesehen. Kann ja mal vorkommen...

 

Obwohl also niemand da war, der überhaupt hätte anhalten können, waren die ersten Kilometer gar nicht mal so schlecht zum Laufen. Die Straße führt durch blühende Landschaften, ausgedehnte Felder, immer wieder an Wasser vorbei und wenn sie auch meist zu schnell sind, als dass man sie vor die Kameralinse kriegen könnte, sieht man überall immer wieder die unterschiedlichsten Tiere, angefangen von Insekten über Vögel bis hin zu Bisamratten und Bibern. Als es dann allerdings dunkel wurde und damit die ersten Heimkehrer über die Straße rollten, die mich im Dunkeln jetzt aber natürlich nicht mehr sehen konnten, war es dann nicht mehr ganz so schön. Einer hat dann aber meine Taschenlampe gesehen und trotz Kommunikationsproblem zumindest bis in den nächsten Ort mitgenommen, wo ich mich an einen beleuchteten Kreisel stellen konnte. Da der Tag aber natürlich noch nicht lang und aufregend genug war, kam da dann recht bald ein riesiger weißer Hund auf mich zu.

 

Es heißt nicht umsonst, ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Seit ich in Alaska von einem Hund angefallen wurde, bin ich Hunden gegenüber grundsätzlich vorsichtiger geworden, so auch hier bei diesem. Da er – bzw. sie – unbeirrt auf mich zu kam, um zu guter Letzt an mir hoch zu springen, war diese Vorsicht bei Nicki allerdings nur dazu gut, zu verhindern, dass sie mir das Gesicht ableckt. Nicki einfach, weil ich den Namen mag, da sie zwar ein Halsband hatte, aber ohne Namen und ganz offensichtlich ohne Besitzer unterwegs war. Ich habe die Gegend abgesucht, gerufen, alles ohne Erfolg. Da ich sie nicht alleine herumlaufen lassen wollte, insbesondere nicht auf dieser Straße, habe ich kurzerhand beschlossen, es für den Abend gut sein zu lassen, zum nächstgelegenen Dorf zu laufen – zwei Kilometer, allerdings nicht in meine ursprüngliche Richtung – und für uns beide ein Quartier zu suchen. Da sie aufs Wort gehört hat (bzw. mangels Italienischkenntnissen meinerseits vermutlich eher auf den Ton meiner Stimme), war es kein Problem, dass sie mit mir kommt, bis sie nach gut einem Kilometer durch ein offenes Tor auf ein Grundstück lief und nicht wiederkam. Ein Kilometer ist nicht viel für einen Hund dieser Größe, und wenn das Tor offen steht und sie durch irgend etwas abgelenkt wurde, ein Tier, dem sie hinterherlief, könnte das sehr gut ihr Zuhause sein, weshalb ich wieder alleine weiter bin. Und da ich sowieso bereits in die Richtung unterwegs war, habe ich den Weg dann auch gleich fortgesetzt, ohne Hund dann aber trampend.

 

Wie mir im Norden Italiens bereits mehrfach aufgefallen ist, trifft man in den Städten sehr viele Flüchtlinge. Anders als im Nordwesten, wo viele die Nacht am Strand oder an Bahnhöfen verbringen sollen, hat Annis, die mich keinen halben Kilometer später aufgelesen hat, mich zu einer richtigen Flüchtlingsunterkunft bringen können. Nicht für mich natürlich, sondern um einen ihrer Schützlinge zurückzubringen, den sie auf eines der diversen Ämter begleitet hat, mit denen man als Flüchtling zu tun hat. Als Betreuerin eine ihrer vielen Pflichten, denen sie mit Herzblut nachkommt, wie alleine schon ihre Beliebtheit in diesem Haus bezeugt. Da sie im Haus noch weiter beschäftigt war, mir aber angeboten hatte, mich über Nacht zu beherbergen, habe ich mit einigen der Leute dort die Zeit verbracht, wurde unausschlagbar zum Essen eingeladen und habe prompt für herzhaftes Gelächter gesorgt, als ich eine Chilischote mit einer Tomate verwechselt habe. Nach einem folgenen Stopover bei ihren Eltern, ging es mit Annis anschließend zu meinem nächsten Quartier auf der Reise nach Pompeji, nach Lido delle Nazione. Wem der Name etwas sagt: ja, genau dem Lido delle Nazione, dass ich auch Stunden vorher mit den Österreichern hätte erreichen können.

 

 

 

Tag Nummer drei der Odyssee. Nimmt man die reine Reisezeit, könnte ich inzwischen in Sizilien sein, geschafft habe ich es nicht einmal bis nach San Marino. Annis hat mich aber immerhin bis nach Comacchio bringen können und der direkten Querverbindung nach Ferrara. Dort der Straße folgend, hat mich ein Lieferwagen mitgenommen, dessen Fahrer offenkundig kein Wort Englisch konnte, was ihn aber nicht davon abhielt, eine lebhafte Unterhaltung zu versuchen. Durch verschiedene Reisen ist mein passives Italienisch inzwischen gut genug, einfaches Unterhaltungen recht passabel folgen zu können und mein aktives, vermischt mit viel Englisch, wohl schon soweit, mich auch mitteilen zu können. Mario hat jedenfalls, als er verstanden hatte, dass ich bis hinter Neapel reisen möchte, bei nächster Gelegenheit angehalten, um mich zu seinem Laderaum zu winken und mir so viel an kindersachen zu geben, wie mein Rucksack nur fassen konnte (die kinder-Marke, in Deutschland vorwiegend bekannt durch die kinderriegel, in Italien umfasst die Produktpalette allerdings einiges mehr) und mich in Ferrara noch bis zum Ortsausgang zu geleiten. Nach einem längeren Fußmarsch war dort dann vor der Autobahn wieder Endstation, bis mich Stunden später doch noch jemand mitnehmen konnte. In die falsche Richtung zwar, aber Hauptsache wieder auf die Autobahn.

 

In Italien gibt es ja quasi überall Brücken und Tunnel über die Autobahn, von einer Seite zur anderen. Unglaublich praktisch soweit, wenn sie denn bloß offen sind. Auf der ersten Raststätte war die Brücke geschlossen, was ich allerdings erst unmittelbar vor dem Zugang gesehen habe. Nachdem ich jemanden gefunden habe, der mich eine Raststätte weiterbringt, weiter in die falsche Richtung, hat sich das Spielchen bei der nächsten Brücke gleich wiederholt. Da ich nicht noch weiter nach Norden wollte und ein Stück zurück eine andere Brücke war, gedacht für den normalen Verkehr, habe ich die Raststätte zu Fuß verlassen, mich hinter der Leitplanke an Feldern langgedrückt, über Zäune und durch Stacheldraht gewunden, alles mit Rucksack natürlich, bin über die Brücke gelaufen, nur um schlussendlich, die ersehnte Raststätte gen Süden schon sehend, vor einem Wassergraben zu enden. Zu breit zum Springen, bis an die Straße reichend. Die einzige Möglichkeit also war, dem Graben zu folgen, in der Hoffnung, irgendwo eine Stelle zu finden, ihn passieren zu können. Einmal um die komplette Tankstelle herumführend, gab es auf der anderen Seite dann wirklich einen Punkt, wo ich springen konnte, und nachdem ich, gefühlte Stunden später, endlich an der Raststätte ankomme und das Ende der gesperrten Brücke erreiche, schließt gerade eine der Angestellten der Raststätte das Tor auf und kommt hinüber. Wohlgemerkt, mein erster Gedanke und meine erste Handlung, als ich das Schild gesehen habe, die Brücke sei gesperrt, war, drinnen nach einem möglicherweise vorhanden Schlüssel zu fragen, den dort angeblich niemand habe. Hilfsbereitschaft ist doch was Schönes.

 

Wieder auf der richtigen Seite, ging es dann recht bald weiter, und kurz hinter Bologna kam dann endlich mal ein Hauptgewinn. Nachdem Martin meinen Ausweis kontrolliert hat, mich ausgefragt hat über mich, was ich tue, wohin ich möchte, warum ich trampe, ob ich jemals straffällig geworden bin und ob ich Waffen mit mir führe, hatte ich eine Mitfahrgelegenheit bis nach Rom. Die Menge der mich in ihrer Art doch etwas irritierenden Fragen hat sich im Laufe der Fahrt dann aber recht schnell geklärt, da er es beruflich gewohnt ist, sich zuallererst danach zu erkundigen. Ich fahre mit Interpol.

 

Zu viel habe ich nicht erfahren, nur dass Martin, gebürtiger Amerikaner, seit Amsterdam einem Afghanen folgt, den die USA als Terroristen einstufen und der sich momentan in Rom aufhalten soll. Da aber noch kein Zugriff geschehen soll, dann wäre primär die Polizei vor Ort zuständig, sondern nur eine Observierung, schickt das Land, das Interesse an der Person hat, in diesem Fall die USA, einen ihrer Leute, mit Erlaubnis des betroffenen Landes, hier Italien. Sollte durch eine Änderung von irgendwelchen Parametern Bedarf bestehen, könnte er vor Ort dann noch Unterstützung der Behörden anfordern, wenn es sich planen lässt geschickte, oder andernfalls vor Ort quasi „rekrutierte“, also lokale Polizei.

 

Nachdem mich Martin an der letzten Tankstelle vor der Abzweigung nach Rom abgesetzt hat, habe ich den Tag dort dann beschlossen, um bei Nazzano die Nacht zu verbringen, zwar näher dran, aber nach wie vor weit entfernt von Pompeji.

 

 

 

Der letzte Tag der Odyssee gen Pompeji hat Häppchenweise begonnen, von Raststätte zu Raststätte. Da ich zwischenzeitlich dazu übergegangen bin, mich an die Auffahrt zu stellen, wo ich nicht mehr jeden einzeln anspreche, sondern direkt von allen gesehen werde, stand ich ebenda am frühen Nachmittag, als ich plötzlich auf Deutsch angesprochen wurde, ob ich mitkommen möchte. Da der Tankwart wusste, dass ich Deutscher bin, Peter sich bei diesem wohl über mich erkundigt hatte, hat er sich anscheinend gedacht, warum nicht. Er ist gebürtiger Deutscher, lebt aber seit Jahren mit seiner italienischen Frau in der Nähe von Pompeiji, kommt gerade aus dem Urlaub im Norden des Landes und freut sich, dass seine Familie durch mich endlich einmal wieder in die Verlegenheit kommt, ihr Deutsch aufzupolieren. Ich wiederum freue mich, dass er sich bereiterklärt hat, mich bis nach Pompeji zu bringen, ein Gewinn also für beide Seiten.

 

Nachdem ich vor vier Tagen also in Luzern gestartet bin, nach einer Reise quer durch Italien, mit einem Abstecher zur slowenischen Grenze und zur Adria, habe ich es endlich nach Pompeji geschafft. Da es aber selbstverständlich viel zu langweilig wäre, wäre es das schon gewesen, einen Schlafplatz brauche ich natürlich auch noch.

 

Bis nach Mitternacht bin ich durch Pompeji gestreift, ohne irgendetwas finden zu können. Da ich mit dieser Idee in Frankreich ja schon einmal Erfolg hatte, wollte ich final versuchen, meine Hängematte auf einem Campingplatz zu nutzen. Da ich mit dieser ja nicht den Boden berühre, wird mir das eventuell gestattet. Um mich danach zu erkundigen, ist es aber nun einmal zwingend notwendig, jemanden zu finden, mit dem ich mich verständigen kann, und der von mir ausfindig gemachte Platzwart war nur des Italienischen mächtig. Hinter der Mauer zum angrenzenden Campingplatz war aber noch ein Pärchen wach, das ich über die Mauer hinweg fragen konnte, ob es möglicherweise Englisch und Italienisch spricht. Englisch war kein Problem, Italienisch schon eher, Deutsch dann aber am einfachsten, da beide aus Deutschland stammen. Nach kurzem Gespräch wurde ich dann eingeladen, die Nacht in meiner Hängematte in ihrer Parzelle zu verbringen, wo ich jetzt endlich liege und mich mit diesem ewig langen, ewig zähen Text abmühe.

 

 

 

Als Fazit dann also, bevor ich morgen endlich das sehen werde, was zu erreichen mich vier Tage und ungezählte Nerven gekostet hat, Trampen in Italien: Siehe Titel, schlimmer geht es immer, irgendwas geht immer schief. Dazu muss man aber auch sagen, in wenig anderen Ländern erlebt man auf einer Luftlinie so kurzen Strecke so viele Geschichten.

 

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Mo

11

Sep

2017

Sisyphos lässt grüßen

Allzu viel ist nicht passiert, was es sich zu erzählen lohnen würde, seitdem ich wieder hier bin, aber da mir zur Abwechslung mal ein schöner Titel eingefallen ist, bevor ich ans Schreiben gedacht habe, wollte ich euch diesen nicht vorenthalten.
Da ich die Zeit, die Dani heute arbeiten musste, irgendwie sinnvoll gestalten wollte, habe ich mir den Berg an Steinen vorgenommen, der noch aus dem Briefkastenbeet stammt und für den ich bei der Neugestaltung von diesem keine Verwendung gefunden habe, die dem Auge gefällig genug wäre. Dieser Berg hat sich deshalb also vor dem Gewächshaus getürmt und auf eine anderweitige Nutzung gewartet.
Haus und Garten hier liegen auf einem deutlich höheren Niveau als die Straße und der überwiegende Teil des Vorgartens, sodass sich durch diesen ein Hang mit durchaus beachtlicher Steigung zieht. Um diese Unmenge an Steinen nun also in den hinteren Teil des Gartens zu befördern, wo ich eine nette Stelle ausgemacht habe, diese Steine zu lassen, musste dieser Hang überwunden werden, was sich trotz oder gerade wegen der Schubkarre, die ich dazu genutzt habe, als nicht allzu leichtes Unterfangen herausgestellt hat. Genauer gesagt, bei meinem ersten Gang mit einer voll beladenen Schubkarre, die ich auf einer Ebene noch bewegen konnte, bin ich die ersten Meter den Hang hinauf, bedingt durch meinen Schwung und Anlauf, zwar gekommen, sobald sicher dieser verbraucht hatte, allerdings postwendend wieder rückwärts hinuntergerutscht, unter größten Mühen, die Schubkarre am Kippen zu hindern. Folglich musste ich die Füllmenge der Schubkarre drastisch reduzieren, wobei es trotzdem noch jedes einzelne Mal ein Kraftakt war, diesen Hang unbeschadet hinaufzukommen, die Schubkarre dabei im Gleichgewicht zu halten und nicht von dieser dem Hang wieder hintergetrieben zu werden. Gezählt habe ich nicht, aber bedingt durch die reduzierte Menge an Steinen pro Gang hat sich diese spaßige Angelegenheit diverse Male wiederholt. Siehe Titel, Sisyphos lässt grüßen.
Zu den Stiefeln, meine bewährten Lowa Renegate gab es leider nicht in meiner Größe und da ich keine Bestellung abwarten wollte, habe ich mich für ein Alternativmodell entschieden. Optisch wuchtiger, vom Tragekomfort her allerdings keinerlei Einschränkung und im direkten Vergleich zu meinen abgetragenen Sieben von Stiefeln, schreite ich nun wieder quasi wie auf Wolken. Italien kann kommen.

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Mo

11

Sep

2017

Von Pontius nach Pilatus

Ich muss sagen, ich bin erstaunlich weit gekommen, seit heute bzw. inzwischen gestern Nachmittag. Ich bin bereits innerhalb von anderthalb Tagen von Afrika nach Beyenburg getrampt, heute habe ich es von Oberreinach bis nach Oberreinach geschafft.
Von der Raststätte ging es mit einem Auto bis kurz vor Mailand, einer mir inzwischen bestens bekannten Raststätte, und die an die 24° bei schönstem Sonnenschein hatten sich zwischenzeitlich in solide 9° bei stärkstem Regen verwandelt. An und für sich kein großes Problem, ich halte mich für ziemlich kälteresistent und mit guten Stiefel kann man selbst durch Flüsse waten, ohne nasse Füße zu bekommen. Im Laufe der langen Stunden, die ich mich dort vergeblich um einen Lift bemüht habe, wurden meine Füße allerdings immer kälter und die Stiefel immer schwerer, bis ich irgendwann bemerkt habe, ich wate in Wasser - in meinem Schuh.
Ich bin ja doch immer ganz gut zu Fuß unterwegs jeden Tag und selbst der beste Wanderstiefel ist irgendwann einfach durch. Dass meine Sohlen schon ziemlich abgenutzt waren, habe ich selbstverstänlich gesehen, aber da ich schon sehr lange nicht einmal mehr durch regen gelaufen bin und die Stiefel vor meiner Abreise sogar noch frisch imprägniert hatte, war ich der festen Überzeugung gewesen, sie wären nach wie vor wasserfest. Das waren sie allerdings leider nur noch insofern, dass sich das Wasser im Stiefel fest setzt, ansonsten wäre "wasserdurchlässig" das wesentlich treffendere Wort. Macht es schon mit nassen Füßen keinerlei Spaß zu wandern, ist eine längere Reise mit solchen Schuhen nur Masochisten zu empfehlen, weshalb ich ergo postwenden wieder zurück in die Schweiz konnte. Dank der Brücke zur anderen Seite, habe ich dort recht schnell einen Geigenbauer gefunden, der mich zu einer Raststätte bei Lugano bringen konnte, von wo aus ich schnell einen Chemiker gefunden habe, um hinter dem Gotthardt schließlich mit einem netten Pärchen wieder zurück nach Luzern zu kommen, wo mich Dani und Gisela schlussendlich abgeholt haben, um mir morgen neue Stiefel zu besorgen. Mit Shakespeares Worten also: Viel Lärm um Nichts.

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So

10

Sep

2017

Der Gärtner geht

Es hat sich alles noch ein wenig verzögert, aus dem Sommerschnitt ist am Ende dann eher eine Runderneuerung des Gartens geworden, immer wieder unterbrochen von Segeltouren, Tanzabenden, Kino oder einem Ausflug zum Titlis-Gletscher, die Zeit war also gut gefüllt. Da mir persönlich das an Infos über meine Zeit hier eigentlich reichen würde, nach wie vor bin ich einfach kein Fan von Alltagsblogs, aber bereits gefragt wurde, was ich denn die ganze Zeit hier machen würde, für diese Leute alles noch etwas genauer:
Primär habe ich meine Zeit natürlich im Garten verbracht. Die erste Woche mit Standardarbeiten wie Hecke schneiden, Rasen mähen, mich um die Beete kümmern etc., Ausreißer war das Beet um den Briefkasten vor dem Haus, dass ich unter wuchernstem Gras überhaupt erst wieder zum Vorschein bringen musste, bevor ich es wieder gestalten konnte. Für das vorhandene Material fand ich es sehr gut gelungen, aus den größeren Steinen, die unter dem Gras und in der Erde wieder zum Vorschein gekommen waren, habe ich einen kleinen Steingarten angelegt. Anschließend, nachdem Gisela und Dani aus ihrem Urlaub wieder zurück waren, ging es zuerst an die Restaurierung und Runderneuerung des oberen Hochbeetes, dessen Bestandteile im Laufe der Jahre so morsch geworden sind, dass die Abrissarbeiten vorwiegend darin bestanden, die Einzelteile zusammenzufegen, nachdem man sie versehentlich berührt hatte. Schwierig war dann der Zusammenbau des neuen Beetes, das um die bestehende Erde herumgebaut werden musste, inklusive Pfosten, die in die Erde getrieben werden musste etc.pp. Das hat einige Tage benötigt, bevor es dann zur rückblickend so zu bezeichnenden Hauptaufgabe ging, das Briefkastenbeet herzurichten.
Das Problem dieses Beetes ist, dass der äußere Teil dem Besitzer des Nachbarhauses gehört, der sich um alles, was nach grün und Garten aussieht, schlicht nicht kümmert, das Beet wächst von dieser Seite also immer voll. Zusätzlich haben sich einige Farne breitgemacht und ein riesiger Holzstapel bedeckt den Großteil des restlchen Platzes. Zusätzlich natürlich zum Gras, das auf dem von mir noch nicht bearbeiteten Teil ungestört weiterwuchert. Das alles galt es abzutragen, bevor man sich an die Gestaltung einer dem Auge gefallenden Alternative machen konnte, deren Ausgestaltung, da sie nahezu vollständig aus einzelnen Steinen bestehen sollte, wiederum einige Zeit brauchte. Schlussendlich musste dann noch die neue Begrünung eingepasst werden, es gab also genug zu tun.
Zur Zerstreuung, die über das abendliche Beisammensein, gelegentlich bei einem Film oder einigen Folgen "Limitless" hinausging, gab es dann, wie gesagt, verschiedene Gelegenheiten. Da Dani und Gisela begeisterte Segler sind, wurde ich selbstverständlich zu einem Segeltörn am See eingeladen, ich als Tänzer konnte in einem Tanzlokal testen, was ich noch alles beherrsche, und zum Abschluss gab es vor einer Führung durch Danis Labor bei "Killers Bodyguard" reichlich zu lachen. Sehr empfehlenswert im Übrigen. Der Titlisgletscher, etwa eine Stunde von hier entfernt, war natürlich auch ein Highlight meiner Zeit hier. Bin ich in Seward in Alaska noch auf dem Geltscher dort geklettert, führt auf dem Titlis ein Tunnel hindurch, sodass man durch das Eis selbst gehen kann.
Alles in allem hatte ich also eine über die geplanten Maße ausgedehnte Zeit hier, die aber sehr schön gefüllt war und mich im Viertel anscheinend als "Der Gärtner" bekannt gemacht hat. Da Neapel, genauer der Besuch von Pompeii aber nach wie vor auf meiner Liste steht, reist eben dieser jetzt wieder ab. Von beiden noch wieder zurück zur Raststätte gebracht, auf der ich ursprünglich für diese eine Nacht eingeladen wurde und nach herzlicher Verabschiedung, zieht es mich weiter nach Italien.

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So

20

Aug

2017

Housesitting bei Luzern

Quasi unmittelbar vor meiner Abreise kam meine Mutter noch vorbei, sodass ich ihr das Glas sogar höchstselbst überreichen konnte, bevor es dann wieder Richtung Neapel ging. Über Umwege, durch ein Missverständnis hat es mich zwischenzeitlich irgendwo ins hessische Hinterland verschlagen, lief es bis zur Raststätte bei Luzern recht gut, sodass ich abends wieder einmal dort gelandet bin. Unterwegs durch die Schweiz strande ich öfters dort, sie ist mir also bestens vertraut. Da es, wieder einmal, Abend und schließlich Nacht wurde, ich dort inzwischen einen guten Zeltplatz kenne, habe ich zwar noch obligatorisch versucht, noch weiterzukommen, mich gedanklich aber bereits darauf eingestellt, die Nacht wieder einmal dort zu verbringen. Bevor ich mich zurückziehen wollte, gedachte ich allerdings noch, mein Tablet zu laden, um anderntags eine Karte zur Verfügung zu haben. In der Raststätte wurde ich dann aber von einer Frau angesprochen, die mich bereits einige Zeit zuvor draußen bemerkt hatte und mir anbot, die Nacht bei ihr zu verbringen, wenn ihr Mann nichts dagegen habe, der, später kommend, die Einladung gleich wiederholt hat. So ging es also statt in den Schweizer Wald mit zu Gisela und Dani.
Anderntags wurde ich eingeladen, mit ihnen auf dem nahen See zu segeln, sollte der Wind dies zulassen, was er natürlich nicht tat. Da der Tag durch das Warten auf den Wind zwischenzeitlich aber bereits um einiges vorangeschritten war, haben sie mich gefragt, ob ich wirklich jetzt noch wieder zur Raststätte wolle, oder ob ich nicht lieber am folgenden Tag, wenn sie sowieso in Urlaub fahren, mit auf die Autobahn wolle. Ich könne natürlich auch gerne alleine dort auf das Haus aufpassen währenddessen.
Das Angebot war zwar halb im Spaß gesagt, aber durchaus ernst gemeint. Da es hier einiges im Garten zu tun gibt, habe ich diese Woche also als Hausbesitzer bei Luzern verbracht, mich um Haus, Hof, Garten und Katze (Nero) gekümmert und werde, bevor ich dann wieder weiterziehe, den Garten noch abschließen.

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Mo

07

Aug

2017

Geschenk mit Anhang

Die vergangenen Tage in Venedig waren nicht eintönig, aber sehr ähnlich, die vergangenen Nächte waren ungleich spannender. Da Mario ja von vorneherein gesagt hatte, drei Tage kann ich bleiben, musste ich am Abend des dritten Tages umziehen. Venedig ist mir inzwischen vertraut genug, sodass ich weiß, der Campo S. Margherita ist der bei weitem beste Platz, um jemanden zu treffen. Mit meinem Schild am Rucksack habe ich mich abends also wieder einmal lesend neben denselben gesetzt und wurde irgendwann von einem Australier angesprochen, der es gesehen hatte und neugierig war. Mich mit diesem unterhaltend hat sich ein Mädel neben uns eingeschaltet, nach Feuer gefragt und gesagt, wenn ich wolle, könne ich bei ihr schlafen. Mit ihren Freunden haben wir auf dem Platz bis nachts noch Frisbee gespielt, immer wieder sind ein paar fremde Leute dazugekommen, insgesamt sehr nett.
Die folgende Nacht hatte ich leider kein Glück. Nachdem ich stundenlang auf dem Platz gewartet habe, bin ich spätnachts schließlch weitergezogen, einfach durch die Gassen Venedigs, bis ich mich nach Sonnenaufgang schließlich weit im Osten der Insel in meine Hängematte gelegt habe. Obwohl ich genau wusste, dass ich dort einen sehr schönen Park hätte, ging es trotzdem nicht früher, da die Carabinieri es nicht allzu gerne sehen, wenn man in Italien irgendwo wild zeltet. Wie s mit wild hängematten aussieht, wollte ich daher nicht zwangsläufig herausfinden.
Nacht Nummer drei nach Mario hat sehr erfolgsversprechend und noch ungleich interessanter begonnen, sah gleich doppelt nach einem weiteren Niederschlag aus und fand schließlich aber doch einen sehr schönen Ausklang. In einem Restaurant wurde mir von einem besetzten Haus im Westen der Stadt erzählt, wo ich hinkönne. Besetzte Häuser kenne ich bisher nur aus den Nachrichten, es hätte also eine ausgesprochen interessante Nacht werden können, allerdings war der einzige der Bewohner, den ich nach langer Suche ausfindig machen konnte, ausgesprochen unfreundlich. Selbst nachdem ich jemanden aus der Nachbarschaft hinzugeholt hatte, um ihm mein Englisch zu übersetzen, wurde es nicht wirklich besser, sodass ich mangels Alternative schließlich wieder zurück bin zum Campo S. Margherita. Nachdem ich dort vier christliche Wanderer getroffen habe, die, gerade in Venedig eingetroffen, ebenfalls noch keine Unterkunft hatten, haben wir uns einfach zusammengesetzt und erstmal den Abend genossen.
Vier Freunde, zwei Deutsche, zwei Amis, die alle in London leben und als Missionare tätig sind, die beschlossen haben, von Deutschland aus nach Venedig zu wandern, lediglich auf Gott vertrauend, der ihre Schritte lenken solle. Definitiv nicht meine Welt, aber allen Widrigkeiten zum Trotz, auf die sie unterwegs trafen, sie haben es wohlbehalten in die Stadt geschafft. Es scheint, für sie zumindest, also zu funktionieren. Da für sie der Weg das Ziel war, wollen sie sich in Venedig aber nicht aufhalten und nach dieser einen Nacht bereits wieder abreisen. Diesmal allerdings getrennt, einer per Flugzeug, einer per Bahn, einer per Bus und einer zu Fuß. Da alle unterschiedliche Ziele und verschiedene Ankunftszeiten an diesen haben, hat es sich so ergeben. Mit Nico habe ich überlegt, ob wir zusammen gen Deutschland trampen sollen, allerdings wollten die vier am Morgen noch in eine Kirche außerhalb der Stadt auf dem Festland, sodass es schwierig geworden wäre, sich auf der Autobahn dann zu treffen.
Nachdem die vier dann doch auf der Suche nach einem Hostel weitergezogen sind, ist kurz darauf ein Typ zu mir gekommen - mein Schild hatte ich nach wie vor an meinem Rucksack - der mir anbot, wenn er heute Abend kein Mädel trifft, um es zu sich einzuladen, könne ich sein Gästebett nutzen. Mit ihm zu seinen Freunden gehend, dachte ich also, zumindest höchstwahrscheinlich wen gefunden zu haben, bis er dann plötzlich weg war. Weder ich noch seine Freunde haben mitbekommen, warum er wohin gegangen war, da er allerdings nicht wiederkam, schien er definitiv weg zu sein. Da Nicolo, der erste seiner Freunde, den er mir vorgestellt hatte, von dieser Aktion alles andere als begeistert war, hatte er mir gesagt, ich könne dafür bei ihm schlafen.
Soweit also zu den Nächten. Um jetzt aber endlich auf den Titl zurückzukommen und meinen bereits erwähnten Gedanken, nach Deutschland zurückzukehren: das Geschenk. In diesem Restaurant, in dem ich von dem besetzten Haus erfahren habe, habe ich, der Hauptgrund, warum man Restaurantes betritt, etwas gegessen und, selbstverständlich, dazu etwas getrunken. Von Venedig weiß manch einer eventuell, dass Murano, eine der Inseln, weltbekannt ist für seine Glasbläserkunst und mein Glas bei diesem Mahl war aus echtem Murinoglas in der einzig wahren Lieblingsfarbe meiner Mutter. Die Art des Glases fand ich darüber hinaus so ansprechend, dass ich gleich nachgefragt habe, woher das Glas stamme und am begeisterten Tonfall meiner Frage, verbunden mit dem erwähnten Hintergrund, brachte die Kellnerin dazu, mr das Glas für sie zu schenken. Da ich das weder erwartet noch beabsichtigt hatte, war ich sehr überrascht, aber natürlich umso erfreuter, stand damit aber anschließend vor dem Problem, ein kostbares Glas sicher transportieren zu müssen.  Zwar wäre es mit Sicherheit möglich, es die Reise über sicher zu verwahren, aber da ich kein Freund von unnötigem Risiko bin - für Freunde und Familie hier eine kurze Pause um laut aufzulachen :D - habe ich mich dann doch dazu entschlossen, sicherheitshalber nach Hause zurückzukehren, um das Glas dort bruchsicher zu wissen.
Venedig fußläufig zu verlassen, ist möglich. Die sich über die Lagune spannende Brücke, die die Hauptinsel Venedigs mit dem Festland verbindet, ist ausgelegt für Züge, Autos und auch Fußgänger und Radfahrer, jeweils mit getrennten Abschnitten. Von Radfahrern wird der Weg auch sehr rege genutzt. Über die Brücke laufend bietet sich einem ein wunderschöner Ausblick über Venedig, die Küste und die Adria. Venedig fußläufig zu verlassen rate ich keinem.
Von der Stadt aus sind es über acht Kilometer bis zum nächsten Anzeichen von menschlichem Leben, knallende Sonne, selten Schatten, niemals Wasser. Da man als Fußgänger hinter der Brücke abbiegen muss, die weiter geradeausführende Hauptstraße ist nur für Autos, kommt man auf eine kaum befahrene Nebenstrecke. Da mir das Wasser schon vor Kilometern ausgegangen war, habe ich schließlich das erste mir überhaupt begegnende Auto schlicht gestoppt, um um Wasser zu bitten. Der Fahrer war zufällig Deutscher, der mich zwar nicht mitnehmen konnte, der er zum Industriehafen unterwegs war, aber Wasser zumindest, dass ich nötiger hatte als alles andere, da ich gefühlt kurz vor dem Hitzschlag stand, konnte er mir etwas geben. Dank diesen lebensrettenden Nass habe ich es bis zum Ende der Straße geschafft, die aber in einem Industriegebiet endete, das sonntags selbstverständlich vollkommen verlassen war. Zwar fand ich einige offenstehende Gebäudekomplexe, aber mit keiner Menschenseele irgendwo, auf Rufen kam keinerlei Reaktion und die Toiletten waren verschlossen, andere Wasserhähne gab es keine.
Nach weiterem langem, wasserlosen Marsch durch das verlassene Industriegebiet, tauchte hinter mir schließlch doch noch ein Mensch auf, der sogar fließend Englisch sprach. Noch viel besser war die Tatsache, dass er auf dem Rückweg zu seinem Auto war und mir anbot, mich zu der Tankstelle an dem Zubringer zur Autobahn zu bringen. Zwar liege diese nicht auf seinem Weg, doch da er in seiner Jugend ebenfalls getrampt sei, freue er sich, mir helfen zu können. Angekommen an der Tankstelle und nach dankbarer Verabschiedung, gab es dort schlussendlich endlich wieder Wasser.
Mit einem Auto auf die Autobahn kommend, hatte ich gehofft, heute möglicherweise in die Nähe von Mailand kommen zu können. Da ich reichlich Erfahrung damit habe, in Italien zu trampen, habe ich den direkten Weg von Venedig nach Deutschland, geradewegs nach Norden, von vorneherein ausgeschlossen. Über Mailand zu fahren, bedeutet zwar einen großen Umweg, aber einen Umweg mit viel Verkehr in meine Richtung. Nichtsdestotrotz braucht es erfahrungsgemäß unglaublich lange, sich in Italien trampend zu bewegen. Dementsprechend froh war ich, an dieser Tankstelle auf der A57 einen Schweizer Wagen zu sehen. Zwar habe ich keine Ahnung, wofür AG steht, durch meine Reisen in und durch die Schweiz weiß ich aber, AG liegt direkt hinter Basel. Da auf dem Anhänger lediglich ein Motorrad stand und die Rückbank leidlich frei war, standen die Chancen sehr gut, dass der Fahrer zumindest Platz für mich hätte und höchstwahrscheinlich auf dem Rückweg zurück in die Schweiz wäre. Dafür nehme ich dann auch gerne eine halbe Stunde Wartezeit in Kauf, die es brauchte, dass Klaus und Linda schließlich wiederkamen und nicht lange überlegen mussten, mir eine Mitfahrt anzubieten.
Bis zur Höhe von Luzern ging es schlussendlich, also sogar ein ganz klein wenig hinter Mailand. Dort habe ich dann nach längerer Wartezeit, in der ich meinen Proviant wieder füllen konnte, noch jemanden finden können, um mich Basel anzunähern. Die Deutsche Autobahnraststätte Weil am Rhein ist die erste Raststätte auf deutscher Seite, direkt an der Grenze gelegen und mir bestens bekannt, da geradezu ideal zum Trampen. Jeder, der sie kennt, hält dort zum Tanken oder um sich zu stärken, da es dort wieder deutsche Preise gibt, die doch ein ganz klein wenig geringer ausfallen als die in der Schweiz und mehrfach habe ich dort schon jemanden aus dem Bergischen getroffen. Zurückkommend von Rimini und San Marino sogar einmal einen Remscheider. Mein Ziel war es ergo, genau dort hinzugelangen und tatsächlich habe ich noch jemanden gefunden, der zurück nach Basel wollte und nahe genug an der Grenze lebt, um mich eben dort hin zu bringen.
Inzwischen nach Mitternacht, kurz vor eins, habe ich zwar noch versucht, wen zu finden, und es kamen sogar noch einige Belgier und Franzosen, aber gedanklich hatte ich mich darauf eingestellt, die Nacht dort zu verbringen, um am Morgen mein Glück zu versuchen. Als ein Neusser an mir vorbeifuhr. Ich bin natürlich sofort hinterher und nachdem alle drei Kinder zugestimmt hatten und mir sogar der Beifahrersitz überlassen wurde, ging es die Nacht hindurch gen Neuss. Um kurz nach fünf stand ich schließlich südlich von Köln an der Auffahrt zur A1, das Schild "REMSCHEID" in der Hand und kurz darauf ging es erst Lennep und schlussendlich Beyenburg entgegen.

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Mi

02

Aug

2017

Der Bus ist da...

Eines der vielen Highlight in Venedig, bedingt durch diese einzigartige Lage, sind die Busse. Ich kann nicht sagen, wie viele Linien es gibt, aber genug, um die Stadt und die umliegenden Inseln flächendeckend zu versorgen. Wer sich erinnert, die Stadt ist ohne Autos, ich rede von den bereits erwähnten Wasserbussen.
Gestern habe ich nach langem Suchen schließlich doch noch eine Touriinfo gefunden. Eine Stadt wie Venedig, mit jährlich Millionen von Touristen, sollte wirklich daran denken, mehr davon einzurichten und die wenigen bis dahin besser oder überhaupt einmal auszuschildern. Mit den Markierungen auf meiner alten Karte, was zu sehen sich so lohnt -auch bei der Info kosten eine Karte drei Euro- bin ich heute Morgen also losgezogen und nachdem ich die eine Seite der Stadt durchstreift habe, lag die nächstgelegene Markierung auf der anderen Seite Venedigs. Ein Mann, der gerade eine der Haltestellen verlassen hat, scheint dies bemerkt zu haben und hat mir kurzerhand sein nicht mehr benötigtes, aber noch gültiges Ticket geschenkt, sodass ich den Bus nehmen kann, die Stadt zu umfahren. An der Haltestelle also wartend, die richtige Linie kennend, ist mir seit heute sehr deutlich bewusst, dass es nicht immer ausreicht, die richtige Richtung zu kennen, um den richtigen Bus zu finden. Die Besonderheit Venedigs, der Lagunenstadt, liegt in den diversen Kanälen. Um nicht nur um die Stadt herumzufahren, fahren die Wasserbusse natürlich auch durch diese hindurch. An meiner Haltestelle war es offensichtlich so, dass der Bus in die richtige Himmelsrichtung der falsche ist, der er zwar in entgegengesetze Richtung hier anfährt, dann aber einen Schlenker durch einen Kanal macht und dort wiedr zurückfährt. Steigt man also nicht in den Bus in die entgegengesetzte Richtung, der später in die richtige Richtung fährt, sondern in den in die richtige Richtung, fährt man eigentlich in die entgegengesetzte Richtung. Ein einfaches Schild hätte genügt, das zu erklären, aber auf diesen Gedanken kam anscheinend bisher keiner. Wie dem auch sei, ich saß im falschen Bus.
Die zweite Besonderheit Venedigs ist die Lage der Stadt. Die Lagunenstadt Venedig wird nicht nur durch Kanäle geteilt, sondern erstreckt sich über eine riesige Fläche des Meeres und verschiedene Inseln. Mit Venedig ist immer die Hauptinsel gemeint, und neben Murano, der Insel der berühmten Glasbläser, gibt es Burano, Torcello, mit dem ältesten Teil der Stadt, und neben einigen anderen Inseln auch noch Lido. Falscher Bus, schön und gut, kann mal passieren. Ich war auf der falschen Insel.
Nun gut, kann mal passieren. Darüber, dass ich ohne einen Cent in der Tasche auf einer Insel der Adria war, dachte ich erstmal nicht weiter nach, sondern nutzte die gezwungene Gunst der Stunde, mir eben diese Insel anzusehen. Eine schöne Stadt, ein faszinierender Lost Place, ein ehemaliges Krankenhaus auf riesigem Gelände mit diversen Gebäuden, ein weitläufiger Wald, ewiglange Strände, der Unterschied Lidos und des vollkommen verbauten Venedigs ist vollkommen. Den Tag auf Lido konnte ich also doch sehr genießen, stand aber abends vor dem Problem, die Insel wieder zu verlassen. Ohne Geld für ein Ticket und an der Endstation der Busse ohne die Möglichkeit, ein Ticket für die Weiterfahrt zu bekommen, so wie es mich hierherverschlagen hat, habe ich nach Erkunden des richtigen Terminals festgestellt, dass die Schranken zum Zugang, wenn man sich diesen während des Schließens nähert, nachdem eine Person hindurch ist, wieder öffnen, sofern man schnell genug ist. Zu schnell sollte man allerdings nicht sein, um die Person, die die Schranke mit ihrem Ticket geöffnet hat, nicht zu belästigen. Mit meiner (nutzlosen, da nur Venedig gezeigt wird) Karte in den Händen, den den richtigen weg suchenden Touri mimend, habe ich mich also den Schranken genähert, gewartet, bis jemand eine öffnet und den richtigen Moment abgepasst, sich durch diese hindurchzumogeln. Anschließend natürlich mit Karte vor Augen weiterlaufend, damit, sollte ich aufgefallen sein, nicht sofort gedacht wird, ich hätte mich bewusst durchmogeln wollen, sondern wäre einfach in die Karte vertieft gewesen.
Nicht das Wahre, aber es hat funktioniert und mit dem nächsten Bus konnte ich die Insel wieder verlassen. Da es inzwischen Dunkel war, die Dämmerung habe ich von einem weit ins Wasser hineingebauten Leuchtturm aus der Insel und schließlich den Strand entlangschreitend erlebt, konnte ich den fantastischen Anblick erleben, den Venedig bei Nacht vom Wasser aus bietet.

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Di

01

Aug

2017

Überraschender Besuch

Wird mir zwar gelegentlich gesagt, ich sei nicht der kommunikativste Mensch auf dieser Erde, vorwiegend wenn es um die Nutzung von WhatsApp ginge, melde ich mich trotzdem mal gelegentlich oder gebe Infos weiter, die ich unterwegs erhalte und für andere von Interesse sein könnten. Da ich gestern mit Rucksack durch die Straßen ziehend wiederholt angesprochen wurde, ob ich Wanderer oder Pilger sei, habe ich erfahren, dass es sowohl einen Wanderweg von München nach Venedig gibt, als auch einen Pilgerweg von hier nach Rom. Da ich pilgerbegeisterte Freunde habe, habe ich dies gleich weitergegeben und nach einer erst halbverrauschten Sprachnachricht die Bestätigung bekommen, Miguel kommt nach Venedig. Ob ich mich bis Samstag hier halten kann, weiß ich noch nicht zu sagen, aber da keiner von uns wusste, dass der andere vor Ort ist bzw. zu kommen gedenkt, ist die Überraschung beiderseitig gelungen.
Den Tag heute in Venedig verbringend, die Sehenswürdigkeiten bestaunend, Markusplatz und -basilika, die Seufzerbrücke und was es alles gibt, hatte ich am Abend dann doch so einige Schwierigkeiten, zurück zu Mario zu finden. Am Morgen hatten wir uns verpasst, sodass ich keine Nummer hatte, und obwohl ich mir zwar den Namen des Platzes, an dem seine Wohnung anliegt, auf der Karte notiert und die ungefähre Lage vermerkt hatte, kannte keine in der Nähe diesen Ort. Merke also, selbst Venezianer kennen sich nicht unbedingt in ihrem Labyrinth aus, wenn es um die kleineren Plätze geht. Nach einiger Zeit des Herumsuchens und vergeblichen Befragens von Menschen, fand ich in einer der diversen Gassen einen Menschen, der gerade eine Tür verließ, definitiv ein Anwohner also. Auch dieser konnte mir aber nicht weiterhelfen, nahm mich aber mit zur nächsten Eisdiele, wo ein Freund auf ihn wartete, gab mir erst einmal ein Eis aus (auch wir waren ins Gespräch gekommen und er begeistert von meinen Reisen; er selbst heißt James, stammt wie seine Frau Caroline aus Texas und ist regelmäßig mehrere Wochen im Jahr in Italien und besonders in Venedig) und hat über seinen Freund, der auf italienisch umliegende Geschäftsinhaber befragt hat, schließlich den Weg gefunden zum Campiello Colombina.

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Di

01

Aug

2017

"Ah, Venedig"

Aufgrund der Kürze kein sehr aussagekräftiges Zitat, aber wenn ich dazu sage, dass ich heute in Venedig eine gewisse Kirche gefunden habe, im Film umgewandelt zur Bibliothek, mit drei Paaren römischer Ziffern darin, könnte man durchaus auf den Film kommen. Da ich aber nicht vorgreifen möchte und dir dafür gleich noch Zeit zum Überlegen bleibt, der Reihe nach.
Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück, im Zimmerpreis mit inbegriffen, ging es los, zu viert durch Venedig. Da Jeanette seit inzwischen über 17 Jahren immer wieder herkommt, kennt sie sich entsprechend aus und macht den Stadtführer. Zuerst ins ehemalige jüdische Ghetto, das älteste Europas, von dem überhaupt durch Wortumwandlung dieser Name kommt (die Insel, auf der es sich befand, hatte den Namen Geto Nuovo, italienisch für Neue Gießerei; die zugewanderten deutschen Juden machten mit ihrer härteren Aussprache aus geto schließlich Ghetto), ins dortige Museum, durch die Stadt, um mir diese ganz allgemein zu zeigen und schließlich noch das eine Muss für Touris in Venedig, die Fahrt mit der Gondel. Auch wenn es ein Klischee sondergleichen ist, es lohnt sich allemal. Wie viele Städte auf der Welt kann man auf diese Weise durchfahren? Da Autos in der Lagunenstadt lediglich bis hinter die Brücke geduldet sind, die die Verbindung zum Festland darstellt, ist spielt sich sämtlicher Verkehr hier ausschließlich auf dem Wasser ab. Polizei, Rettungskräfte, Müllabfuhr, alles nutzt hier Schiffe. Zieht jemand um, parkt er mit dem Schiff vor der Haustür, um zu Laden, Geschäfte werden über den Wasserweg beliefert, einziges Verkehrsmittel über Land sind Sackkarren, um die Sachen vom Boot zum Bestimmungsort zu bringen. Dies alles, sowie die Stadt selbst, vom Wasser aus zu sehen, durch die Kanäle zu gondeln (und ausnahmsweise kann dieses Wort hier einmal im Wortessinne genutzt werden), es lohnt sich definitiv. Pro Rundfahrt, wetter- und verkerhsabhängig um die 30 Minuten, kostet es 80€, happig, aber dafür können bis zu sechs Personen mitfahren, der Preis ist also immerhin unabhängig von der Zahl der Insassen. Abfahrtsorte gibt es so ziemlich überall in der Stadt.
Nach der Rückkehr ins Hotel via Wasserbus und einer letzten Shoppingtour für die typischen Souveniers, war es für die drei Zeit für die Abreise. Auch ohne die noch ausgesprochene Einladung nach England wäre ich schon unglaublich dankbar gewesen und hoffe definitiv, dass wir uns irgendwann wiedersehen.
Nach ihrer Abreise also wieder allein, hatte ich noch einige Stunden, bis ich meinen Rucksack im Hotel abholen musste. Diese nutzend, bin ich durch Venedig gezogen, ausgestattet mit dem Stadtplan des Hotel, diesen aber selten nutzend. Venedig hat so vieles zu bieten, wenn man einfach durch die Gassen zieht und sich überraschen lässt, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet, dass man sich unbedingt die Muße nehmen sollte, dies zu tun. Während ich ebendies gerade tat, stand ich plötzlich vor einem mir doch sehr bekannt vorkommenden Gebäude. Da ich in diesem Teil der Stadt zuvor noch nie gewesen bin und diese Kirche auch keine der bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt ist, der Markusplatz liegt weit entfernt, musste ich sie von irgendwo anders her kennen. Eine Zeile in der Information zu der dort gerade stattfindenden Leonardoausstellung hat mir dann verraten, dass es sich wirklich um die Kirche aus dem Letzten Kreuzzug handelt, erbaut über dem Grab des Ritters, dessen Schild Indiana Jones den Weg zum Versteck des Heiligen Grals weist. Gut, für die Innenaufnahmen hat man ein Studio verwendet, von innen erkennt man also nichts wieder, aber immerhin ist die Fassade die des Films.
Abends hieß es dann schließlich, sich wieder den Rucksack zu schnappen und zu gucken, die restliche Zeit des Tages zur erneuten Suche einer Unterkunft zu nutzen. Das große Problem hier in Venedig ist, dass die wenigen großen Plätze von den Touristen geradezu okkupiert sind und man einen Ort finden muss, an dem sich Einheimische aufhalten, genug, dass die Chance besteht, jemanden zu treffen, der Möglichkeit und Muße hat, mich einzuladen. Von Jeanette habe ich erfahren, dass es hinter dem Markusplatz ein Viertel mit vielen Studenten gibt, dort allerdings angekommen, musste ich leider feststellen, dass es keinerlei Plätze oder größere Straßen gibt, wo man auf mich aufmerksam werden könnte. Also zurück zur Universität und von dort aus, da um diese Zeit keine Lernwilligen mehr zu finden sind, zu dem Platz, an dem die meisten Studenten ihre Abende verbringen, dem Campo S. Margherita.
Um einiges später und immer noch dort, bin ich schließlich vor eine der Bars gewechselt. Zwar besteht mittig auf dem Platz die größte Möglichkeit, von vielen gesehen zu werden, was mir aber wenig nutzt, wenn niemand nahe genug an mich herankommt, um das Schild lesen zu können. Vor der Bar falle ich nur denen auf, die in eben dieser sind, aber dafür immerhin falle ich genug auf, um von Interesse zu sein. Nach einiger Zeit kam dann auch wirklich jemand auf mich zu, der zwar keinen Platz für mich hätte, aber jemanden kenne, der dann auch wirklich kurz darauf kam. Was soll ich sagen, Mario sei Dank habe ich meinen Schlafplatz.
Die Nacht noch auf dem Platz verbringend, hat er mich auf dem Heimweg gesagt, dass er bereits vier Däninen beherbergt, die ihn via Couchsurfing gefunden haben (habe ich in Veneidg wieder einmal versucht, es hat wieder einmal nicht funktioniert), ich also gucken müsste, wo ich noch Platz finde, aber eine Nacht im Sessel schlafend ist allemal besser, als durch die Straßen zu laufen.

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Mo

31

Jul

2017

Höhen und Tiefen

Meiner Erfahrung nach von immerhin drei Kontinenten, ist Italien mit Abstand das schwierigste Land zum Trampen. Wieder einmal bestätigt hat sich das auf meinem Weg nach Venedig. De reine Fahrtzeit von Avignon beträgt acht Stunden, trampend habe ich fast genau drei Tage gebraucht, die neunfache Zeit. Da ich, endlich vor Ort, bei meiner Frage nach der nächsten Touriinfo ganz offensichtlich in die falsche Richtung geschickt wurde, ging es erstmal ohne Stadtplan in die Stadt, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Mein bisheriges Wissen über Venedig belief sich auf das wenige, was vermutlich Allgemenwissen sein wird, Kanäle, Gondeln und der Markusplatz, und einige Bücher, Comics und Filme.
Als erster Eindruck lässt sich festhalten, Venedig ist ein Labyrinth, nicht nur eines aus den diversen Kanälen in so ziemlich allen Größen, sondern auch aus Straßen, Gassen und Gässchen, in denen manchmal zwei Leute nicht einander passieren können. Grundsätzlich sind mir solche Orte sehr symphatisch, wenn man allerdings ohne Plan und zu wissen, wo man ist, wieder heraus möchte, schwindet die Symphatie darüber dann doch in beachtlicher Geschwindigkeit. Nachdem ich mich umgesehen habe und, erstes Ziel für heute, den Markusplatz schließlich doch ausfindig machen konnte, lag meine Priorität definitiv auf der Suche nach einem Platz für die Nacht. Obwohl ich grundsätzlich nichts gegen meine Hängematte habe, würde sich das Finden eines geeigneten Platzes für diese in Venedig als ausgesprochen schwierig erweisen, da man selbst aufpassen muss, wo man sich zum Essen niederlässt. Abgesehen davon wäre eine Dusche bei diesen hier herrschenden Temperaturen durchaus nicht zu verachten. Flugs also mein fabelhaften Schild ausgepackt und durch die Straßen ziehend wollte ich einen guten Platz finden, um moch dort niederzulassen.
Hier kam dann das Problem des Labyrinthes ins Spiel. Während man bei einem normalen Labyrinth noch einige Regeln der Struktur eines solchen beachten kann, um herauszufinden, gestaltet sich das in einer Stadt wie dieser ungleich schwieriger, da man nicht nur den Weg hinaus finden muss, sondern auch immer wieder Brücken über den nächsten Kanal. Nach längerer Zeit und verschiedenen Versuchen, auf kleineren Plätzen oder Straßen angesprochen zu werden, habe ich es irgendwann schließlich geschafft, eine der lediglich drei Brücken über den Großen Kanal zu finden, der die Stadt S-förmig durchströmt. Schlicht zu erschöpft, um anschließend noch einen schönen Platz zu finden und mit zu wenig Energie auf meinem Tablet, dass ich zumindest währenddessen lesen könnte, habe ich mich einfach auf die Stufen gesetzt, mein Schild den umherströmenden Menschen gezeigt und gewartet.
Soweit zu den Tiefen.
Nach einiger Zeit, während derer ich zwar durchaus beachtet wurde, aber leider eben doch anschließend weitestgehend ignoriert, wurde ich schlussendlich doch noch angesprochen. Drei Briten, die mir, mein Schild wohl missdeutend, Geld geben wollten, nachdem wir darüber aber ins Gespräch gekommen waren, mich, mir zwar keine Unterkunft bietend könnend, aber dafür in eine Bar einladend, mitgenommen haben. Auf dem Weg dorthin kamen wir ins Gespräch, ich habe von meinen Reisen erzählt, und bevor wir bis zur Bar gelangten, bog Jeanette in ein Hotel ab, kam kurz darauf wieder hinaus und hat mir freudestrahlend verkündet, sie hätte eine Unterbringung für mich arrangiert. Im Hotel hat sich dann herausgestellt, dass sie mir auf ihre Kosten ein Zimmer gebucht hat und trotz Beteuerung meinerseits, dass dies zu viel sei, darauf bestand. Ohne Rucksack, den ich in meinem Zimmer lassen konnte, und kurz erfrischt, ging es dann zusammen weiter in die Bar.
Jeanette ist selbstständige Sporttherapeutin aus dem Norden Englands (ich und Namen mal wieder, irgendwo da oben), ihr Sohn Charly lebt in London, ist mit ihr und seiner Freundin Abbey für vier Tage in Venedig und heute ist ihr letzter Abend, soweit die Zusammenfassung. Nach diesem sehr überraschenden, aber ebenso sehr willkommenem Ende des Tages, wir waren noch bis in die Nacht dort, wurde ich eingeladen, den kommenden Tag gerne noch mit ihnen verbringen zu können.
Soweit zu den Höhen.

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Do

27

Jul

2017

Urlaub auf Reisen

Unterwegs schlafe ich zumeist dort, wo es sich anbietet, irgendwo versteckt im Zelt, mal in meiner Hängematte oder in offenen Gebäuden, wenn ich nicht gerade eingeladen werde. Hier in Avignon lebe ich im Gegensatz dazu gerade königlich. Bei bestem Wetter könnte ich den ganzen Tag in meiner Hängematte verschaukeln, nachdem ich im Pool schwimmen war und eine heiße Dusche genossen habe, Musik hörend oder ein gutes Buch lesend. Beides ist immer parat, da ich selbstverständlich über genügend Strom verfüge, Handy, Tablet, Akkus und Musikspieler zu laden.
Angekommen in Sarahs Bulli, gut versteckt im Inneren, habe ich die ersten beiden Nächte auf dem Campingplatz noch in diesem geschlafen, wetterbedingt dann aber meine Hängematte herausgeholt. Da Sarah den Platz kostenbedingt bald darauf wieder verlassen hat, mit ihrem Bulli kann sie auch einfach am Fluss bleiben, ich mit meiner Matte aber nicht weiter auffalle, zumal ich sie vom Weg aus unsichtbar hinter den Bäumen gespannt habe, genieße ich weiterhin die Annehmlickeiten vor Ort. Während ich abends also mit den Künstlern flusswärts durch die Straßen ziehe, bin ich tagsüber in Avignon unterwegs, entspanne im Pool oder was man im Urlaub halt so macht.
Da ich nun aber doch schon sehr lang hier bin, die Zeit verfliegt hier geradezu, geht's morgen wieder weiter, wieder Italien entgegen.

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Sa

22

Jul

2017

...ich will ein Spielmann sein

Aus einem Lied von Reinhard Mey, das mir hier sehr passend in den Sinn kommt. Das Festival wurde gegründet im Sinne eines wirklichen Theaterfestivals, auf großen Bühnen etc., Anfang der 1970er glaube ich. Sich diesem anschließend, gab es bald eine Vielzahl kleinerer Bühnen, die mitgemacht haben, von wirklichen Bühnen bis zu Hinterhöfen, und eine Masse an Straßenkünstlern, die inzwischen den wirklichen Reiz des Festivals ausmachen. Aus aller Welt versammelt man sich hier, um tagsüber die Straßen Avignons zur Bühne seiner Kunst zu machen und abends gemeinsam zu feiern und nunmehr nicht mehr die Menge zu unterhalten, sondern sich selbst und seine Künste an deren der anderen freundschaftlich zu messen.
Ich selbst bin kein Straßenkünstler, durch meine Reise von den anderen aber als Lebenskünstler ausgezeichnet und in ihre Gemeinschaft integriert und was so wie sie unterhalten durch Musik und Gesang, Feuer und Akrobatik, Geschick und diverses, unterhalte ich mit Geschichten, wenn sie ihre Vorstellungen beendet und anderen die Bühne überlassen haben.
Tagsüber ziehe ich durch die Stadt, genieße das Leben und die Atmosphäre des Festivals und finde überall die bekannten Gesichter der Nacht. Sarah, aus Spanien übrigens, natürlich mit ihrem Stand selbstgemachten Schmucks, Laurana, Portugiesin, kreiert neben Dreads auch wahre Kunstwerke im Haar, ihr Freund Leon, Deutscher, der mit seinen unbeschreiblichen Gitarrenkünsten jedes Mal hunderte von Zuhörern lockt, Secur, taiwanesischer Akrobat, Jack aus Australien, der mit seinen Kunststücken und seiner Körperbeherrschung spielend in der Manege Picadellis auftreten könnte, Miriam, angereist irgendwo aus Tschechien, die mit ihrem Feuertanz begeistert, David, ebenfalls Spanier, der Marionetten zum Leben erweckt, Najan, Linda, Marice und noch einige mehr, angereist aus Frankreich und Europa, aber auch aus Nord- und Südamerika, Asien und Ozeanien. Und auch wen man nicht direkt kennt, hat man zumeist abends am Fluss (irgendeine Straße in der Stadt, deren Namen ich mir nicht merke, die aber direkt am Fluss liegt) bereits gesehen, man grüßt sich also und kennt so zumindest indirekt die meisten Darsteller. Da ich auf keinen festen Platz angewiesen bin, versorge ich die Leute, vorwiegend die mir bekannten, tagsüber immer mal wieder mit Wasser und was sich so an essen finden lässt, damit sie ihren Platz nicht verlieren, wenn ich nicht gerade irgendwo unterwegs bin oder ein Schauspiel genieße, bis es wieder Abend wird und wir zusammen zurück zum Fluss ziehen.

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Mo

17

Jul

2017

Und wieder zurück

Als ich noch dachte, einen Schlafplatz in Villacrosio zu finden, wäre schwierig, wusste ich noch nichts von den Mühen, dort wieder wegzukommen. Nach wirklich sehr langem Fußmarsch, um wenigstens in die Nähe einer Autobahn zu kommen und nochmals, um endlich eine Auffahrt zu finden, habe ich es dann irgendwann auf einen autoprata geschafft, eine Art Parkplatz zwischen Autobahn und Stadt. Wenn gleich ich dort bessere Chancen hatte, als vor der Auffahrt und es dort Fluchtmöglichkeiten vor der sengenden Sonne gab, sind solche Orte für Tramper grundsätzlich zu meiden, da dort wieder wegzukommen fast unmöglich ist. Nachdem ich jedes einzelne Auto und jeden LKW abgeklappert hatte, bin ich schließlich mit meinem Schild zur dortigen Auffahrt gezogen, nur um dort dann wiederum in sengender Sonne festzustecken. Schließlich habe ich mein Schild dann soweit geändert, dass ich nicht mehr länger zur A10 wollte, sondern gegebenenfalls auch die A8 hilfreich wäre.
Meine geplante Route führt mich, begonnen mit Monaco, über Neapel zum Vesuv, an Pompeii und Apice vorbi nach Sizilien und Tunesien, um, wiederum in Italien, nach Venedig zu fahren und der Küste des Mittelmeeres folgend irgendwann in Griechenland aufzuschlagen. Das wäre die A10. Die A8 ist der Weg, den ich bereits einmal bis nach Monaco verfolgt habe, ergo in die entgegengesetzte Richtung führt. Allerdings gibt es auf Autobahnen bzw. Raststätten immer mal wieder Brücken und Tunnel zur anderen Seite. Da ganz offensichtlich niemand vorhatte, weiter nach Italien zu fahren, könnte ich dann eben in Frankreich die Seite wechseln und wäre dann eben so auf meine richtige Autobahn gekommen. Soweit der Plan.
Irgendwann, mit neuem Schild, hält doch noch jemand, ein 1982er Bulli. Sarah ist Straßenkünstlerin, kommt gerade aus der Schweiz und ist unterwegs nach Avignon, zum größten Theaterfestival Europas. Da mir der Vesuv nicht wegläuft, fällt mir die Entscheidung nicht sonderlich schwer, mich ihr anzuschließen.

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Mo

17

Jul

2017

It's a long long way to Italy

Wie oft bekommt man die Gelegenheit, an der Côte d’Azur zu wandern? Nachdem ich den Tag, meinem Nachtlager entsprechend, schwimmend begonnen habe (wie oft hat man das Meer schon gleich vor der Haustür?, bin ich der Küste folgend von Monaco nach Italien gewandert. Beschreiben lassen sich di Bilder schwer, die sich einem bei dieser Aussicht überall zeigen, aber meiner Kamera sei Dank kann ich sie ja einfach zeigen.
Bis Menton, der französischen Grenzstadt, war das für mich erstaunlichste, dass es kaum Sandstrand an der Côte d’Azur zu geben scheint. Noch überraschender bin ich in Italien dann aber auf einen Pilgerweg gestoßen, den von Santiago bis nach Rom. Von Pilgerwegen habe ich jetzt nicht so die Ahnung, ein paar Freunde könnten da wesentlich mehr erzählen, aber dieser scheint mir schon sehr fordernd. Grundsätzlich nur bei Ebbe passierbar, bei einsetzender Flut muss man sich teilweise an Felsen und einem Führungskabel langhangeln, um dem Wasser zu entkommen, bei voller Flut muss man wohl schwimmen, führt er anschließend die Felsen hinauf durch dschungelartigen Wald, immer wieder durchbrochen von steil abfallenden Hängen unmittelbar neben dem Pfad. Ein Rucksack wie der meine sollte das absolute Maximum an Gepäck sein, da man immer wieder durch Engstellen muss, über gestürzte Bäume klettern oder unter diesen her kriechen, steile Hänge bezwingen oder irgendwie hinabkommen. Linus, wenn du wirklich von Rom nach Santiago willst, der weg hier ist klasse!
In Italien schließlich angekommen und den Rest des Tages wieder am Strand ausklingen lassend, bin ich für die Nacht über Umwege irgendwie in einem Kirchenheim in Vallecrosia gelandet. Zwi Jugendliche, wohl Freund und Freundin, die ich gleich mehrfach getroffen habe, haben mich irgendwie dort untergebracht. Nachdem sie erst erfolglos herumtelefonirt haben, um etwas zu finden, sind wir schließlich zusammen in den nächsten Ort gefahren, ich, von ihnen organisiert, umsonst mit dem Bus, sie mit der Vespa voran, und nach längerer Suche im Gebäude und einem versehentlich ausgelösten Alarm, hat mir der irgendwann doch noch auftauchende Hausmeister eines der Betten gegeben.

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So

16

Jul

2017

Alles wie immer

Acht Monate hinterlassen Spuren. Das Trampen läuft zwar wie eh und je, die Versorgung ist kein Problem und der Rest lässt sich sowieso nicht planen, aber ich brauche doch deutlich länger, um mein Zelt aufzubauen und wenn ich den ganzen Tag mit meinem Rucksack marschiere merke ich deutlich, dass ich außer Übung bin. Aber es wird wieder.
Nach einem Zwischenstopp für eine Nacht im Wald bei Luzern und einer längeren Dauer zur Durchquerung Italiens, als mir ehrlich gesagt lieb gewesen ist, bin ich heute schließlich in Monaco angekommen. Die letzte Etappe, von der Raststätte an der A8 in die Stadt, musste ich leicht improvisieren, da schlicht niemand nach Monaco wollte, aber mich zu Fuß über die Berge durchschlagend, hat's dann doch noch geklappt: Monaco, das von Island abgesehen) letzte mir noch unbekannte europäische Land westlich von Deutschland. Eines der kleinsten Länder der Welt, das am dichtesten besiedelte und vor einen Küstenstaat unwahrscheinlich bergig. Zwar gibt es, der geringen Größe geschuldet, nicht allzu viel zu sehen, aber alles in einen Tag zu packen ist trotzdem definitiv nicht zu empfehlen. Es ist machbar, aber einfach tierisch anstrengen, insbesondere mit einem Monstrum von Rucksack.
Da mir der dritte Teil der Madagaskar-Reihe am besten gefallen hat, hatte ich unterwegs goßen Spaß daran, die "Drehorte" zu entdecken. Für einen animierten Film, haben sich die Macher erstaunlich gut angestellt bei der Umsetzung von Realität und Animation. Angefangen natürlich beim Casino, über den Tunnel mit der Verfolgungsjagd bis grundsätzlich zur gesamten Stadt, gibt einem der Film, mit leichten Abweichungen natürlich, einen echt guten Eindruck von Monaco. Das Innere des Casinos konnte ich allerdings leider nicht sehen, da ich mit meinem Rucksack nicht rein durfte. Habe ich dafür noch Verständnis (wobei eine Gaderobe, an der man sowas abgeben könnte durchaus sinnvoll wäre), wurde ich bei der hier gerade laufenden Chinaausstellung abgewiesen icht etwa wegen meines Rucksacks, sndern wegen meines Outfits. Mag das auch nicht jedem zusagen, Hut, Rucksack, Tasche und alles, wenn da jemand in Badehose durch darf, ist mir diese Aussage doch unbegreiflich. Zumal der Rucksack auf Nachfrage nicht das Problem war, sondern wortwörtlich mein Outfit.
Der Japanische Garten ist herrlich zum Flanieren. Mir fehlt der Vergleich zum echten Japan, aber zumindest dem Bild, dass wir nicht dort gwesende Europäer von japanischen Gärten haben, entspricht er voll und ganz und lädt auch von der Gestalltung zum Verweilen ein: überall gibt es kleine Ecken und Eckchen, inmitten von Grün oder am Wasser, es gibt an mehreren Stellen Trinkwasserspender... Herrlich gemacht. Die Altstadt als solche ist nett, aber verglichen mit anderen aus der gleichen Epoche nicht herausragend, Palast und Kathedrale stechen allerdings ebenso sehr schön heraus wie das Ozeanografische Museum. Manche Ausstellungsstücke von diesem darf man sogar anfassen, da es sich bei diesem um eine Art Sea Life handelt. Highlight für Autofans wäre eine Aktion der hiesigen Anti-AIDS-Gruppe (ob akut oder dauherhaft kann ich allerdings nicht sagen), bei der man Ferrari fahren kann auf der hiesigen Rennstrecke, die, wie wahrscheinlich bekannt sein dürfte, mitten durch die Stadt führt. Da der Verkehr parallel normal weiterläuft, wird der Fahrer gestellt, aber es scheint ein Abkommen mit nder Polizei zu geben, da Geschwindigkeitsbegrenzungen für diese Ferraris hier nicht zu gelten scheinen. Besonders beliebt ist der Tunnel (Madagascarverfolgngsjagdtunnel), vor dem Horden von Touris jedes mal auf's Neue warten, wie die Fahrer beschleunigen.
Abends habe ich dann feststellen müssen, das die Warnung von einem der Männer, die ich unterwegs getroffen habe, leider doch zutrifft. Die Unmengen von Kameras, die es hier geben solle, scheinen wirklich zu existieren, auch wenn mir persönlich nur an einigen Plätze welche aufgefallen sind. Als ich mich aber auf die Suche nach einem Platz für die Nacht gemacht habe, wurde ich recht schnell von einem Wagen der Marine Police gestoppt, die mich anscheinend auf den Kameras verfolgt hatte. Die Beamten waren zwar nett, haben mich aber gewarnt, dass so etwas in Monaco verboten sei. Monaco sei anders als Frankreich, teure Autos und alles, und eben auch strengere Gesetze als bei den Nachbarn. Bevor die richtige Polizei käme, die wesentlich strenger sei (("Arschlöcher" haben sie nicht gesagt, es klang aber doch ein wenig heraus), solle ich besser gucken, dass ich mih anderweitig orientiere.
Gesagt, getan, habe ich mich, entgegenkommend wie ich nunmal bin, ab den Strand verzogen, und lasse an diesem den Tag hier ausklingen.

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So

05

Mär

2017

Rückkehr

 

Meinen Führerschein habe ich irgendwann in der zweiten Hälfte von 2013 gemacht, das nächste mal gefahren bin ich danach im kanadischen Hinterland, ohne Straßen oder sonst irgendetwas. Vorsichtig ausgedrückt würde ich also sagen, es gibt mit Sicherheit versiertere Fahrer als mich auf dieser Welt. Das hat Paul aber trotz allem nicht davon abgehalten, mir das Steuer seines Wagens anzuvertrauen.

 

Getroffen haben wir uns gestern Abend. Er wollte in die Bretagne, ich wollte nach Deutschland. Von Toulouse aus nicht komplett dieselbe Richtung, aber ein gutes Stück zumindest, und da er zwar gerne noch weiter wollte, aber zu müde war, um selbst zu fahren, hat er mir einen Deal angeboten. Er nimmt mich mit, wenn ich ihn fahre. Da ihn selbst meine Nachfrage „Gas war rechts und Bremse Mitte?“ nicht abschreckte, meine Fahrkünste während der langen Abstinenz nicht zu sehr gelitten hatten und die Straßen leer genug waren, dass ich auch nichts dagegen hatte, haben wir beide noch eine gute Strecke unserem jeweiligen Ziel entgegen zurücklegen können. Die Nacht habe wir dann auf irgendeinem Rastplatz verbracht, von wo aus es morgens wieder weiterging, bis sich unsere Wege dann auf der Höhe von Niort trennten. Über verschiedene Stationen ging es über Belgien wieder nach Deutschland und auf ein Neues bin ich wieder zurück. Weit gekommen bin ich seit meiner Abreise nicht, aber Andorra zumindest habe ich erreicht und in den paar Tagen immerhin genug erlebt für ein paar nette Anekdoten.

 

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Sa

04

Mär

2017

Rückzug

 

Andorra ist mir einfach nicht gegönnt. Kurz nach meiner Ankunft kam ein Anruf von Zuhause, dass mein Vater meine Hilfe braucht, so schnell wie irgend möglich. So schnell wie irgend möglich heißt in diesem Fall, die Besichtigung der höchstgelegenen Hauptstadt Europas, die ich gerade erst begonnen hatte, im Schnelldurchlauf beenden, in die Richtung auslaufend, die für mich maßgeblich ist: Andorra. Ich muss mich durch ein Land durchschlagen, das keine Autobahnen kennt, dass sich noch immer mitten im Winter befindet, der Winter in den Pyrenäen wohlbemerkt, und dessen Hauptstadt, in der ich mich gerade befinde, durch den Schneesturm letzte Nacht, vom Rest des Landes abgeschnitten war. Auch wenn die Straßen wieder frei sind, ist der größtenteils zum Erliegen gekommene Verkehr noch lange nicht wieder vorhanden. Dementsprechend lange dauert es, bis ich überhaupt irgend einen Wagen finde, der mich aus der Stadt selbst wegbringt, nachdem ich selbige einmal vollständig zu Fuß durchquert habe.

 

Mit dem ersten Wagen ging es immerhin einige Kilometer weit, sodass ich aus der Stadt raus war, ab dann hieß es aber laufen. Lange laufen. Beim ersten Schigebiet gab es dann aber immerhin eine sehr nette Überraschung, den auf dem Parkplatz kam mir ein alter roter, mir sehr bekannt vorkommender Golf entgegen, aus dem mir dann auch in der Tat Tino und Valentina entgegengewunken haben. Die Welt ist eben ein Dorf und Andorra sowieso.

 

Nach einigen Kilometern, während derer ich mir mangels Verkehr zumindest die malerische Landschaft und die alten Dörfer, die ich durchquert habe, angucken konnte, hat mir mein Star-Wars-Schild schließlich doch noch etwas genutzt. In der Tankstelle am Rande von Andorra la Vella hat mir der dortige Tankwart zwar Pappe geben können, um mir ein Schild zu malen, nachdem er aber gesehen hat, dass ich mehrsprachig Frankreich geschrieben hatte, hat er mir ein kleines Stwar-Wars-Poster in die Hand gedrückt, auf dessen Rückseite er „PAS DE LA CASA“ geschrieben hatte. Die wenigsten Menschen in Andorra fahren wohl direkt nach Frankreich, aber dieser Pass bildet die Grenze. Warum Andorraner nicht assoziieren können, dass mir, wenn ich nach Frankreich möchte, auch ein Lift lediglich in die Richtung von Frankreich helfen würde, ist mir ein Rätsel, aber da ich mit meinem Pappschild keinen Erfolg verzeichnen konnte, nach Umstellung auf Star Wars aber recht schnell wen gefunden hatte, scheint da etwas dran zu sein. Nachdem ich gefühlt das halbe Land zu Fuß durchquert hatte, war ich also endlich wieder motorisiert unterwegs, geradewegs Richtung französische Grenze und, was sich aber erst während des Gesprächs bei der Fahrt herausgestellt hat, sogar darüber hinaus.

 

Um von Andorra nach Frankreich zu gelangen, hat man drei Möglichkeiten. Entweder man schlägt sich zu Fuß durch die Berge durch – klingt ausgesprochen reizvoll, aber die Dringlichkeit meiner Ankunft in Beyenburg verbietet es leider – , man nimmt den Tunnel oder den Pass. Da der Tunnel kostenpflichtig ist, das Pass hingegen kostenlos, ist er, wenn es das Wetter hergibt, die bevorzugte Wahl der Einheimischen. Abgesehen davon ist diese Route auch ungleich interessanter. Abgesehen von dem grundsätzlichen Reiz des Pas de la Casa, befindet sich auf dem Gipfel eine Rennstrecke, die auf den Grat gebaut wurde und just zu dem Zeitpunkt, zu dem wir diese passierten, gab es ein Training und Maurice, der Fahrer, war genauso neugierig wie ich, zumindest einen kurzen Blick darauf zu werfen. Verzögert wurde dies lediglich davon, dass ich aus dem Wagen in den Tiefschnee steigen wollte und es zwei Leute gebraucht hat, mich da wieder herauszuziehen. Schneedecken sind leider nicht immer so tragend, wie sie aussehen, dafür aber ungleich widerstandsfähiger, wenn man versucht, wieder herauszukommen...

 

Lange konnten wir leider nicht bleiben, aber Zeit für ein besonderes Highlight neben dem des Rennens auf dem Gipfel des Berges, gab es trotzdem: den wahrscheinlich einzigen Hard-Rock-Café-Truck der Welt. Da es sich anscheinend nicht gelohnt hätte, ein Gebäude zu errichten, fährt zu jedem Rennen ein kleiner Truck zur Piste, der als offizielles Hard-Rock-Café fungiert.

 

Wieder zurück auf der Straße ging es mit Maurice zurück nach Frankreich, zu einem kleinen Dorf irgendwo hinter der Grenze. Zwar hatte er mich eingeladen, bei ihm zu übernachten und erst morgen weiterzureisen, aber ich hatte noch ein paar Stunden Tageslicht. Sollte es mir gelingen, die Autobahn zu erreichen, könnte ich bis in die Nacht hinein trampen und so noch eine gute Strecke zurücklegen. Zu Fuß ging es also weiter durch die verschneiten Ausläufer der Pyrenäen im französischen Hinterland. Und trotz eines sehr bescheidenen Verkehrsaufkommens wurde ich tatsächlich noch mitgenommen und in der beginnenden Dämmerung zum Zubringern des nächsten Highways gebracht. Zu Fuß zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber noch erreichbar und der Eingang war eine Mautstation. Zum Trampen nicht ideal, aber möglich und dort angekommen gab es sogar einen kleinen Parkplatz direkt dahinter, auf dem ich nach einiger Zeit jemanden gefunden habe, der mich mitnimmt, zurück auf die französische Autobahn und Beyenburg entgegen.

 

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Sa

04

Mär

2017

Andorra la Vella

 

Unzählige Male wurde es versucht. Unzählige Male wurde daran gescheitert. Ob alleine oder gemeinsam, nie ist auch nur ein Versuch geglückt. Andorra ist unbezwingbar.

 

Gewesen.

 

Bis jetzt.

 

 

 

Ok, die „unzähligen Male“ waren, Hin- und Rückweg mitgezählt, insgesamt vier Versuche, aber geschafft nach Andorra habe ich es trotzdem nie, weder damals unterwegs mit Vic noch bei meiner zweiten Spanienreise über Portugal nach Afrika. Jedesmal auf dem Hinweg hatte ich einen Lift direkt durch nach Barcelona bzw. gleich fast nach Manresa (Hi Marina btw. :) ) und auf dem Rückweg hatte ich es einmal wegen Vics Uni, einmal wegen Vatertag, zu eilig, noch einen Zwischenstopp einzulegen. Diesmal sollte es deswegen gezielt nach Andorra gehen, direkt und ohne Umwege. Geklappt hätte es trotzdem beinahe nicht, zumindest nicht in dieser letzten Nacht.

 

Vic hat mich noch bis zu einer Tankstelle gebracht, von der ich gut wegkäme, direkt an der Autobahn und fußläufig erreichbar. Den Weg hatte er bei seiner letzten eigenen Reise zufällig entdeckt und zurecht als wahren Schatz für uns Tramper erkannt. Ein Stück außerhalb Paris', sodass die meisten Einheimischen, die nur tanken wollen, wegfallen, und groß genug für reichlich Verkehr. Er selbst, so gerne er wieder mitgekommen wäre, musste zur Uni, diesen nächsten Versuch, den größten der europäischen Zwergstaaten zu erreichen, würde ich also wieder alleine antreten müssen.

 

Nach einem ganz passablen Start und einer bis dahin ereignislosen Reise, bin ich schließlich irgendwo im südlichen Frankreich steckengeblieben. Die Raststätte war riesig mit selbst für diese Größe viel Verkehr, aber leider an einer großen Abzweigung Richtung Süden gelegen, die wesentlich häufiger frequentiert wird als die für mich leider einzig machbare Richtung Westen. Nach mehreren Stunden des Wartens, in denen ich zwar viele nette Leute getroffen und interessante Gespräche geführt habe, unter anderem sogar mit zwei anderen Trampern, die Richtung Süden unterwegs waren (und schneller mitgenommen wurden, als ich gucken konnte), aber keinen Meter voran kam, war Zeit für's Abendessen. Zuletzt hatte ich gefrühstückt, Mittag fiel flach, ich hatte entsprechend Hunger. Problem war allerdings, dass es dort für mich nichts gab und meine mitgenommenen Vorräte recht bescheiden ausfielen. Aber hey, zumindest besser als nichts. Soweit zur Halbzeit der Erzählung, dem ziemlich ereignislosen Teil der Reise, und Vorhang auf für die erste Heldin des Tages, Sofie.

 

Es gibt vermutlich unzählige Klischees über die Zeugen Jehovas. Einige mögen stimmen, aber lange nicht alle, und etwas Schlechtes konnte ich bisher aus eigener Erfahrung nie erzählen. Im Gegenteil habe ich sogar einige sehr nette und interessante Gespräche führen können. Sofie aber hat das noch auf eine ganz andere Klasse gehoben. Sie kam mit ihrer Familie in die Raststätte, um selber Abendbrot zu essen, bevor es weiterging, und zufällig kamen sie an den Tisch neben mir. Nach einiger Zeit hat ihre Tochter meinen Rucksack bemerkt, war wohl neugierig und wir kamen darüber ins Gespräch, was ich mache, wo ich hinwill etc., und im Zuge dessen hat sie mich eingeladen, ihr Mahl mit mir zu teilen. Um mögliche Kommentare vorwegzunehmen: es gab keine „Bekehrungsversuche“ (nennt man das in dem Fall so?) oder dergleichen, dass sie Zeugen Jehowas sind, habe ich erst quasi im Aufbruch erfahren. Vielmehr ist ihre Einstellung und Überzeugung, das was sie hat, mit denen zu teilen, die weniger haben. Wie viel schöner wäre die Welt, gäbe es mehr Menschen wie Sofie, die nicht nur so reden, sondern so handeln und leben. Da ich, wie gesagt, viele Klischees und Vorurteile über Zeugen Jehowas gehört habe, war es mir einfach mal ein Bedürfnis, dieses Erlebnis zu erwähnen.

 

Nach meinem, so also erfreulich überraschend reichhaltigen Abendessen, habe ich auf ein Neues versucht, von dieser Raststätte wieder wegzukommen und bin dabei prompt des Trampers schlimmsten Feind direkt in die Arme gelaufen. Es gibt für uns wenig Schlimmeres, als Menschen, die zwar helfen wollen, aber keine Ahnung haben. Mein bis dato mit weitem Abstand schlimmstes Erlebnis war im November 2013, hoch im Norden Schwedens, nahe der norwegischen Grenze. Spätabends, am Rande des letzten Vorpostens der schwedischen Zivilisation, war ich auf dem Weg nach Narvik, dem ersten größeren Vorposten in Norwegen. Es war nordischer Winter, eisig kalt und der Beginn eines aufziehenden Schneesturms. Ein alter Schwede, kaum des Englischen mächtig, wollte mir helfen und hat mich außerhalb des Ortes abgesetzt, an einer unbeleuchteten Straße nahe einer fast brusthoch verschneiten Parkbucht. Wie er mir absolut richtig freudestrahlend verkündet hat, müsste jeder Wagen Richtung Narvik genau dort entlang, d.h. jedes Fahrzeug, dass mich dort passiert, wäre eine potenzielle Möglichkeit für mich. Das Blöde war nur, dass ich für jedes Fahrzeug, dass mich dort passiert, absolut unsichtbar war im Dunkeln. Das konnte ich ihm aber nicht nur aufgrund der Sprachbarriere nicht verständlich machen, sondern auch rein praktisch nicht, da er, nachdem ich ausgestiegen war, umgehend wieder gefahren war, sodass ich geschlagene zwölf Kilometer zurücklaufen konnte, durch hohen Schnee stapfend, mit zentnerschwerem Rucksack und ihn nicht einmal verfluchen könnend, da er mir ja nur helfen wollte.

 

So schlimm war mein neues Erlebnis dieser Art glücklicherweise nicht, aber aufgehalten auf meinem Weg gen Andorra hat es mich trotzdem für einige Stunden. Eine Frau, die ich auf dem Parkplatz bereits angesprochen hatte, kam mir nachgefahren und bot mir an, mich, obwohl es zwar nicht ihre Richtung wäre, trotzdem ein Stück mitzunehmen, sodass ich wenigstens die nächste Tankstelle erreichen könne. Sei es aufgrund eines Missverständnisses, eines Fahrfehlers ihrerseits oder warum auch immer, ist sie dann aber in die falsche Richtung gefahren, die entgegengesetzte nämlich. Sie konnte nicht mehr wenden, ich konnte nicht einfach über die Fahrbahn laufen und es ging immer weiter zurück nach Paris. Da ich aber ähnliche Situationen zum Glück schon kannte und auf dem Hinweg die Umgebung im Auge behalten habe, wusste ich, dass irgendwann eine Raststätte kommen musste, mit Brücke auf die andere Seite. Gefühlt noch ewig hin, aber immerhin soweit ein Lichtblick, dass ich nicht vollkommen den Weh verlieren würde. Bis ich da dann aber angekommen war, auf der anderen Seite von jemandem mitgenommen wurde und schlussendlich wieder an genau der Raststätte ankam, an der ich, Stunden vorher, Sofie getroffen hatte, war es schlussendlich Nacht geworden. Viel Lärm um Nichts also oder so ähnlich.

 

Da ich mich nicht damit zufrieden geben wollte, nicht mehr weiterzukommen, habe ich mein Glück noch einmal versucht und ein altes Ehepaar gefunden, dass bis nahe Toulouse fahren wollte, einen Platz frei hatte, Englisch konnte und bereit war, mich mitzunehmen. Dort dann angekommen, an einer kleinen Raststätte und spät in der Nacht, hatte ich nicht die Hoffnung, noch wieder wegzukommen an diesem Tag und mich vor dem einsetzenden Regen nach drinnen verzogen. Womit ich aber nicht gerechnet habe waren, Vorhang auf für die Helden Nummer zwei und drei, Tino und Valentina. Ein junges Pärchen mit altem Golf und Motorpanne auf dem Weg nach, Trommelwirbel bitte, Andorra. Nicht la Vella, aber zumindest ins richtige Land. Sollte Tino den Motor wieder flott kriegen, würden sie mich mitnehmen.

 

Da der Mensch nicht immer nur Pech haben kann, saß ich eine halbe Stunde später auf dem Rücksitz meinem Ziel entgegen fahrend. Irgendwo ein Stück hinter der Grenze wollten die beiden zwar ein Zimmer für die Nacht nehmen, aber zumindest wäre ich endlich in Andorra. Was für mich dann aber sogar noch besser kam, aus mir nicht weiter bekannten Gründen hat sich Tino während der Fahrt umentschieden, lieber doch direkt nach Andorra la Vella zu fahren.

 

Um von Frankreich bei Nacht nach Andorra la Vella zu kommen, muss man, warum weiß der Himmel, anscheinend über Spanien fahren. Vielleicht ist der Pass geschlossen, vielleicht die Grenze, keine Ahnung. Vorzeigen musste ich meinen Pass jedenfalls an der andorrisch-spanischen Seite. Wer sich jetzt wundert, obwohl beide Länder der Staatsoberhäupter zur EU gehören und Andorra eigene Euromünzen prägt, gehört es nicht zu Europäische Union. Auch wenn die Einreise problemlos möglich ist, benötigt man trotzdem seinen Perso oder Reisepass zur Einreise.

 

Ziemlich genau direkt hinter der Grenze musste Tino anhalten, da wir mitten in einen Schneesturm gefahren sind. Ohne Schneeketten ging gar nichts. Nicht nur, dass die Straße innerhalb von Minuten komplett verschwunden war, selbst wir waren quasi in nullkommanichts komplett weiß, nachdem wir ausgestiegen sind. Was allerdings ideale Voraussetzungen für eine spontane Schneeballschlacht waren, da man das Material direkt auf der Jacke hatte. Wieder im Wagen ging es dann in Serpentinen die Berge hoch mit Sichtweite von wenigen Metern, einem Sichtfeld, das zur Hälfte von Schneeflocken verdeckt und einer Straße, die allenfalls zu erahnen war. Wir waren das erste Fahrzeug, es gab keine Spuren, denen man hätte folgen können, und da eine Leitplanke meistens fehlte, war die einzige Art der Spurbegrenzung der Berg zu unserer Linken und rechts von uns der abfallende Hang in die Tiefe. Allerdings war Tino ein guter Fahrer und bis zum Unfall wurden wir von Unfällen verschont. Und der passierte Gott sei Dank nicht uns, sondern einem Wagen, den wir im Graben steckend fanden. Wären wir von der Spur abgekommen, wäre unser Graben um einiges tiefer gewesen als der für den Unglücklichen, der bergab fahrend von der Straße abgekommen und lediglich einen halben Meter im Schnee versackt ist. Nichtsdestotrotz steckte er fest, aber zumindest ist er vorher nicht noch den Berg runtergefallen.

 

Ein feststeckendes Auto wieder flottzukriegen ist per se schon nicht so einfach. Ein feststeckendes Auto wieder flottzukriegen, dass zum Einen auf einem Erdwall aufsitzt und zum Anderen einen halben Meter tief im Schnee vergraben liegt, ist schon ungleich schwieriger. Aber ein feststeckendes Auto wieder flottzukriegen, dass auf einem Erdwall aufsitzt und einen halben Meter tief im Schnee vergraben liegt, während draußen ein Schneesturm tobt, dürfte so ziemlich die Königsdisziplin sein. Abschleppen war sinnlos, da die gesamte Straße zu tief verschneit war, als dass es irgendetwas gebracht hätte, trotz mehrfacher Versuche. Ohne vernünftige Schaufeln war an ein freigraben des Wagens nicht zu denken, da der Schnee schneller fiel, als wir ihn mit unseren Händen wegschaffen konnten. Stöcke, die man unter die Reifen hätte schieben können, könnte es in der Gegend durchaus geben, aber bis wir die unter dem Schnee gefunden hätten, wären die Autos unter selbigen vermutlich nicht mehr zu sehen gewesen. Was tun sprach Zeus?

 

Nachdem abschleppen flach fiel, Tinos Auto also effektiv nicht nutzbar war, haben wir schließlich die Schneeketten von seinen Reifen genommen und sie, unter einigen Mühen, dem anderen Auto aufgezogen. Dieses hatte keine, was vermutlich der Grund war, warum es überhaupt im Graben gelandet ist. Zu viert, Tino, Valentina, der Sohn des Fahrers und ich, haben wir dann alles menschenmögliche versucht, den Wagen aus dem Graben zu kriegen, während der Fahrer des Wagens, ein älterer Asiate (Japaner) versucht hat, ob die Räder nun mit den Schneeketten wieder Grip fassen. Es war insgesamt noch ein längerer Akt und im Anschluss mussten wir unter dem Schnee noch eine der Schneeketten suchen, die sich gelöst hatte, aber schlussendlich hatten wir es irgendwann geschafft. Der Wagen ist erst ein Stück auf dem Erdwall geschleift, schließlich wieder gerollt und schlussendlich war er wieder auf der Straße. Am Ende der ganzen Aktion kam dann sogar noch ein Schneepflug vorbei, dem die beiden nach überschwänglichem Dank hinterhergefahren sind. Dessen Fahrer hat sich nach kurzem Gespräch bereit erklärt, die beiden bis zur nächsten Stadt zu eskortieren. Für uns bedeutete die Ankunft des Schneepfluges, dass die Straßen bis Andorra la Vella endlich geräumt waren, zumindest solange der immer noch schnell fallende Schnee sie nicht wieder in Besitzt nahm. Dort final endlich angekommen, annähernd um fünf Uhr morgens, wollten sich Tino und Valentina ein Hotel suchen und ich mir, nach herzlicher Verabschiedung, meine eigene Unterkunft. Da ich nicht weiter in Stimmung war, großartig etwas zu suchen, habe ich mich mit einem beheizten Treppenhaus beschieden, das von der oberen Altstadt zur unteren führt und somit durchgängig geöffnet ist. Sturmgeschützt, warm, was braucht man mehr nach diesem Tag?

 

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Mi

01

Mär

2017

Le Louvre

 

Beim Wort Louvre wird jeder vermutlich entweder zuerst an die Mona Lisa denken oder an Tom Hanks und Dan Browns Sakrileg bzw. den Da-Vinci-Code und zumindest das Bild der großen Glaspyramide im Kopf haben. Wer aber selbst mal da war, weiß, der Louvre selbst ist unwahrscheinlich viel größer und alles andere als lediglich ein Kunstmuseum. Für EU-Bürger unter 26 ist, wie in jedem Museum und öffentlich begehbaren historischen Gebäude in Frankreich, freier Eintritt und mittwochs ist bis 22 Uhr geöffnet. Obwohl ich den gesamten Tag hier verbracht habe, konnte ich nur zwei der drei Flügel sehen. Neben verschiedenen Epochen der europäischen, nordafrikanischen und kleinasischen Antike, Ausstellungen über die europäische Geschichte, einigem speziell über die französische natürlich und die Geschichte des Louvre selbst, unzähligen Gemälden, bietet er selbst Ausstellungen über die Völker Zentralafrikas, Nord- und Südamerikas, Ostasiens, Ozeaniens, Polynesiens und diverses mehr. Naturgeschichte findet man eher weniger, aber ansonsten gibt es wohl wenig, was sich im Louvre nicht finden ließe. Wenn man nicht den Haupteingang durch die Glaspyramide wählt, sondern sich mit einem der Seiteneingänge zufrieden gibt, sind selbst die Warteschlangen überschaubar. Neben dem Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen (ebenfalls mit freiem Eintritt nebenbei bemerkt), mit weitem Abstand eines der besten Museen, die ich je betreten habe und definitiv ein Must-See in Paris. Bevor wer fragt, die Mona Lisa habe ich selbstverständlich auch gesehen.

 

Wer den Tag vor Ort ausgiebig nutzt, hat auf dem Rückweg das Vergnügen, Paris bei Nacht zu sehen. Wer Asterix kennt, weiß, Hünengräber gibt es keine („Die goldene Sichel“, Band 5 müsste es sein im Deutschen (die ersten acht Bände sind im Deutschen anders nummeriert als im französischen Original, bedingt durch den großen Erfolg des Films „Asterix und Kleopatra“; deshalb taucht Idefix auch erst nach dem (französisch fünften) Band „Tour de France“ auf)), dafür aber unter anderem den beleuchteten Eiffelturm. Da ich ja immer versuche, ein paar nette Infos in meinen Texten einzustreuen, im Eiffelturm gibt es übrigens ein Apartment. Erbaut und vormals gelegentlich bewohnt vom Erbauer, Gustave Eiffel (der Name, mit doppel F, hat daher auch nichts mit der deutschen Eifel zu tun, nebenbei bemerkt), kann man es heute als Tourist besichtigen (ich habe allerdings keine Ahnung, wo und wie lange im Voraus man sich bewerben muss) oder es sich im ausgesprochen sehenswerten Film „A World Beyond“ ansehen. Da ich selbst es leider nie betreten habe, kann ich nur von den mir bekannten Fotos aus urteilen, aber im Film scheint entweder im echten Apartment gedreht worden zu sein, oder in einer exakten Kopie, da die Wohnung wohl wirklich so aussieht.

 

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Di

21

Feb

2017

Versailles mit Hindernissen

 

Die durchschnittliche Reisezeit von Beyenburg nach Versailles, getrampt wohlgemerkt, beträgt ungefähr einen halben Tag. Sowohl ich bei meinen inzwischen diversen Reisen hin und her als auch Vic, als er mich besuchen kam, sind selten wesentlich länger unterwegs gewesen. Nachdem ich allerdings gestern Vormittag in Beyenburg los bin und heute um kurz nach zehn Uhr abends hier aufgeschlagen bin, war ich diesmal geschlagene anderthalb Tage unterwegs für die Strecke von einem halben. Nicht nur, dass ich bei Vémars auf der Autobahn übernachten musste, den gesamten heutigen Tag war ich quasi nonstop unterwegs, mich zu Fuß über irgendwelche Dörfer und Landstraßen durchschlagend, von fünf Franzosen in sechs verschiedene Richtungen geschickt werdend, bis ich schließlich abends den Stadtrand von Versailles erreichen konnte, von wo aus ich, weiterhin zu Fuß natürlich, endlich Vics Wohnung erreichen konnte, wo er – selbstverständlich, alles andere wäre ja auch zu einfach gewesen nach einem Tag wie heute – nicht anwesend war. Da mich aber zumindest ein Nachbar reinlassen konnte, kann ich zumindest drinnen warten.

 

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