...dann kann er was erleben. Was man grundsätzlich so alles erleben kann, sieht man im Blog. Da ich aber immer wieder auf dieselben Fragen stoße, unabhängig von konkreten Situationen, sondern insgesamt auf meine Reise bezogen, will ich hier versuchen, auf diese allgemeinen Fragen Antwort zu geben, auf Fragen zum Reisen ohne Geld.

 

Warum mache ich eine gottverdammte Weltreise, ohne einen Cent in der Tasche?

Als ich mich damals dazu entschlossen habe, die Welt zu sehen, war mir bereits vor meinem Aufbruch klar, dass ich es mir schlicht nicht leisten können würde, ohne weiteres jeden Tag essen zu gehen oder in Hotels zu schlafen. Die Lösung, die ich angestrebt habe, war die, die fast jeder anstrebt, reisen nach dem Prinzip Work&Travel. Ich wollte mir unterwegs Jobs suchen.

Gleich in den ersten wenigen Tagen meiner Reise, unterwegs zum Nordkap, habe ich dann aber gemerkt, es geht auch ohne. Diese Reise ohne Geld anzutreten, war also keine bewusste Entscheidung, die ich geplant getroffen habe, es war etwas, was sich währenddessen ergeben hat.

 

Wie genau reist man ohne Geld?

Diese Frage direkt zu beantworten, wäre sehr umfassend, deshalb splitte ich sie in die verschiedenen Aspekte, die sie betrifft:

 

Reisen

Reisen im Sinne von sich fortzubewegen ist auch ohne Geld denkbar einfach. Innerhalb der Städte bevorzuge ich meistens sowieso die ursprünglichste Methode der Fortbewegung, ich bin unterwegs auf Schusters Rappen. Wenn man durch Städte läuft, sieht man einfach am meisten von ihnen und darum geht es mir ja, die Welt zu sehen. Um größere Entfernungen zurückzulegen, trampe ich. Via Autostop zu reisen ist viel effektiver, als viele glauben. In jedem Land auf jedem Kontinent, auf dem ich bisher war, hat es funktioniert und ich bin zuversichtlich, dass ich diese guten Erfahrungen auch in Zukunft fortführen kann.

 

Essen

In unserer heutigen zeit leben wir in einer Wegwerfgesellschaft. Was man in der Schule noch als bloßes theoretisches Wissen vermittelt bekommen hat, habe ich unterwegs teilweise überdeutlich selbst gesehen. Was grundsätzlich negativ zu betrachten ist und wogegen zum Glück inzwischen etwas getan wird, ist für mich auf meinen Reisen allerdings ein großer Glücksfall. Wo auch immer etwas zu Essen verkauft wird, gibt es meistens zu viel davon. Konkret bedeutet dies, wo auch immer ich bin, kann ich, beispielsweise in Restaurants, fragen, ob etwas über ist und sehr häufig gibt es etwas für mich. Natürlich klappt dies nicht immer, aber hungern muss ich selten.  Selbstverständlich biete ich immer eine Gegenleistung an, und wenn es Tellerwischen ist, aber immer, wenn ich etwas bekommen kann, ist dies nicht nötig. Die Leute wissen, dass das, was sie mir geben, ansonsten in der Tonne landen würde. Deshalb habe ich für mich auch entschieden, dass ich es in Ordnung finde, danach zu fragen, weil ich eben nach etwas frage, das ansonsten weggeworfen werden würde.

 

Schlafen

Einen Schlafplatz zu finden, ist für mich denkbar einfach: Ich trage ihn auf dem Rücken. Ich habe sowohl mein Zelt als auch meine Hängematte bei mir und bin für beides sehr dankbar. Obwohl ich beides häufig genug brauche, findet sich aber noch öfter eine Alternative.

Angefangen habe ich damit, Leute anzusprechen, ob sie einen guten Platz für mein Zelt wüssten, einen Park vielleicht, oder sogar ein offenen Gebäude kennen, sodass ich auf mein Zelt verzichten könnte. Dabei habe ich festgestellt, dass man sehr häufig von jemandem eingeladen wird, wenn man erst einmal ins Gespräch gekommen ist. Aus diesem Grund habe ich inzwischen ein laminiertes Schild bei mir, "Hitchhiker searches place to stay", was mir unbezahlbare Dienste geleistet hat. Man findet so nicht nur häufig einen Schlafplatz, sondern lernt viele interessante Menschen kennen.

 

Duschen

Die Frage nach der Hygiene unterwegs wird mir auch gelegentlich gestellt. Zum Zähne putzen reicht mir etwas Wasser und meine Flasche fülle ich stets nach. Eine Toilette findet sich auch immer irgendwo. Mit dem Duschen wird da es schon schwieriger. Sollte ich irgendwo eingeladen werden, ergibt sich damit zumeist auch die Möglichkeit, zu duschen. Für 90 Prozent der Zeit ist mir so geholfen. Für die wenigen Fälle, in denen ich über einen längeren Zeitraum nirgends eine Unterkunft finde, findet sich aber zumindest eine Möglichkeit, sich zu waschen. Manchmal springe ich in einen Fluss, an vielen Stränden stehen (wenn auch meistens kalte) Duschen, notfalls tut es auch ein Springbrunnen.

 

Waschen

Hier ist jetzt nicht die Körperhygiene gemeint, sondern das ganz klassische Klamottenwaschen. Habe ich am Anfang noch immer Rei in der Tube mit mir geführt, habe ich im Laufe der Zeit gemerkt, dass ich es einfach nie benötigt habe. Wird man irgendwo eingeladen, kann man häufig genug an einem Abend auch einmal die Waschmaschine benutzen.

 

Strom

Handy, Tablet, Kamera, Musikspieler etc.pp. Mit dem Fortschritt der Technisierung gibt es auch immer mehr Geräte, die elektrischen Strom brauchen. Für unterwegs habe ich mir mit einigen Powerbanks geholfen, aber irgendwann sind natürlich auch die leer. Sollte also einmal der Fall eintreten, dass ich wirklich unbedingt eine Steckdose brauche und bei meinem letzten Gastgeber nicht daran gedacht haben, die Steckdose zu benutzen, setze ich mich einfach in den nächsten Mäcces, halte nach einem Subway oder BurgerKing Ausschau oder irgendeinem anderen dieser Fastfood-Tempel. Auch als Nichtkunde kann man sich dort häufig niederlassen und in jedem Gebäude gibt es irgendwo eine Steckdose. Alternativen sind häufig Häfen, Flughäfen, Einkaufszentren und vieles mehr.

Ein Weltadapter gehört in meiner Ausrüstung zum Standard.

 

Wlan

Die Frage nach dem Wlan ist eine Frage, die sich heutzutage kaum einmal noch stellt, bietet doch nicht mehr nur McDonalds dieses an, sondern fast jeder Fastfoodschuppen, jedes Restaurant, Tankstelle, viele Städte haben ein eigenes Netzwerk, Universitäten und viele Orte mehr. Wird man abends eingeladen, verfügt auch fast jeder Privathaushalt über ein eigenes Netzwerk.

 

Was ist in den Städten? Was ist mit Sehenswürdigkeiten? Vieles kostet doch Geld.

Man würde sich wundern, wie viele Sachen in einer Stadt es eigentlich gibt, die wunderschön anzusehen sind und keinen Cent kosten. Aber natürlich gibt es auch viele Sachen, für die man Eintritt zahlen muss. Sollte ich also in die Situation kommen, dass ich gerne etwas sehen möchte, das eigentlich Eintritt kostet, frage ich schlicht und ergreifend nach, ob ich es auch ohne Geld betreten dürfte, was sehr häufig funktioniert. Sei es ein Zoo, sei es ein Museum, fast immer darf ich herein. Ich beginne damit, dass ich mich vorstelle und mich und meine Reise erkläre. Danach frage ich, ob ich auch so herein darf und biete eine Gegenleistung an, für die entsprechende Einrichtung etwas zu arbeiten beispielsweise. Dies ist ein Türöffner sondergleichen.

In Zoos mache ich beispielsweise häufig den Deal, ich darf herein und sollte ich unterwegs irgendwo Müll sehen, bringe ich ihn zum nächsten Abfalleimer.

 

Gibt es auch Situationen, in denen man ohne Geld einmal nicht weiterkommt?

Erstaunlicherweise nicht, zumindest nicht nach meinen bisherigen Erfahrungen. Irgendetwas geht immer, irgendetwas findet sich. Die Situation, die ich als wahrscheinlich schwierigste in Erinnerung habe, ist ein Abend am Helsinkier Hafen: Wurde ich für meine Ankunft, die Überfahrt von Tallinn hierher, noch vom Kapitän der Fähre eingeladen, auf sein Schiff zu kommen, ging dies für meine Rückfahrt leider nicht. Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen der Fährgesellschaft durfte ich aber auch, trotz meiner Ausbildung zum Rettungsschwimmer, nicht auf dem Schiff arbeiten, um mir die Überfahrt zu verdienen und dies wäre das letzte Schiff des Tages. Zu meiner großen Überraschung tippte mich dann aber einer der Wartenden in der Halle an und übergab mir eine Sammlung der übrigen Passagiere. Jeder hat ein kleines bisschen gegeben und am Ende war es genug für mein Ticket.

Man kann jetzt natürlich sagen, ohne diese gute Tat hätte ich dort festgesteckt. Das stimmt. Aber es zeigt eben, dass es immer irgendwie weitergeht. Diese Menschen hatten, ohne dass ich mich an einen von ihnen gewandt hätte, einfach nur die Situation mitbekommen und gemeinschaftlich beschlossen, mir zu helfen. Es gibt so viel Gutes bei den Menschen, irgendwie geht es immer weiter.

 

Was sind die Vor- und was die Nachteile dieser Art des Reisens?

Die Vorteile einer "normalen" Reise sind sicherlich, dass man eine Art von Sicherheit hat, die ich so einfach nie haben werde. Man weiß jeden Tag, wo man schlafen, was man essen wird. Man kann sich alles ansehen, was man sehen möchte.

Die Vorteile meiner Art des Reisens sind aber, dass man einfach viel mehr erlebt. Wenn man sich etwas ansieht, man beispielsweise umsonst in ein Museum gekommen ist, nimmt man die Sachen, die man sieht, ganz anders wahr. Es ist nicht nur so, dass man sich ein Ticket kauft, ein paar Fotos schießt und zum nächsten Ausstellungsstück geht. Man genießt das, was einem erlaubt wurde, zu sehen, völlig anders. In einem Zoo guckt man nicht nur auf Tiere, man erlebt die Schönheit dieser Lebewesen, dankbar für die einem geschenkte Möglichkeit, sie betrachten zu dürfen. Wenn man reist, streift man nicht nur das Land und die Kultur, in der man sich befindet. Fährt man beispielsweise mit dem Zug durch dieses Land, sieht man die Städte und die Landschaft, durch die man sich bewegt. Trampt man, lebt man inmitten dieses Landes, dieser Kultur. Man kann nicht nur, man muss mit den Menschen in Kontakt kommen, man findet Orte, die nie ein Tourist betreten könnte, Menschen, die einen zu sich einladen, einem ihr Land zeigen, wie es kein Hotel der Welt einem bieten kann.

 

Was braucht man für eine Ausrüstung?

Die Frage ist immer, mit wie wenig kommt man aus. Je mehr man mitnimmt, desto mehr Komfort hat man unterwegs, desto mehr muss man aber auch schleppen. Unverzichtbar sind gute Stiefel, ein Zelt und ein Schlafsack. Ein Weltadapter sollte dabei sein und wie ich finde, ein Inlet für den Schlafsack. Ein Inlet kann man mit der Hand schnell waschen, es trocknet schnell und man spart sich eine langwierige Wäsche des gesamten Schlafsacks, der auch ewig zum Trocknen braucht. Ein Wasserfilter ist sehr hilfreich, da es nicht überall Trinkwasser gibt. In Europa sind wir da gut aufgestellt, aber nicht überall ist Hahnwasser empfehlenswert zu trinken. Und dann noch eine Taschenlampe und ein Messer. Alles weitere sollte jeder für sich entscheiden, was er benötigt und ob er es wirklich durchgängig mit sich herumtragen möchte.

 

Fazit?

Meine Art zu reisen ist sehr speziell und mit Sicherheit nicht für jeden etwas. Man erlebt aber definitv einiges und mit Sicherheit wesentlich mehr, als man während einer "normalen" Reise erleben würde. Außerdem zeigt sich, dass jeder, wirklich jeder, die Möglichkeit hat, die Welt zu sehen, völlig unabhängig davon, ob man es sich leisten kann oder nicht. Die Frage ist schlicht, will man es tun, will man die Welt wirklich sehen? Wenn ja, zieht los, seht sie euch an, erlebt sie.

Ich denke, mit all meinen Erlebnissen, allem, was ich unterwegs erfahren durfte, ich würde selbst dann so reisen, wenn ich mir jeden Tag ein Luxushotel leisten könnte. Wie viel besser ist es nicht einfach, die Welt so zu erleben.